Der Vorfrieden von Buftea 457
handlungen mit Rumänien Halbheiten hineingetragen, die den ganzen
Frieden charakterisieren.
Mit der Führung der Verhandlungen war zunächst Generalfeld-
marschall v. Mackensen betraut worden. Er sah sich sehr bald überall von
Österreich-Ungarn gehemmt. Die Kriegslage erforderte auch hier Klar-
heit, ob wir zu einem erneuten Waffengange kommen müßten oder den
Frieden erlangen würden. Die neue Regierung bildete sich, aber sie
entsprach unseren Interessen in keiner Weise. Die Verhandlungen
kamen demgemäß den Februar über nicht vom Fleck. Am 24. Februar
übernahmen die Diplomaten die Führung. Sie ging immer augenfälliger
auf Graf Czernin über. Staatssekretär v. Kühlmann trat nicht so her-
vor, wie es unser Ansehen und unsere Mitwirkung bei der Niederwer-
fung Rumäniens sowie unsere militärische Lage erfordert hätte. General
v. Arz konnte es an und für sich gleich sein, ob der Frieden heute oder
morgen geschlossen wurde, der deutschen Obersten Heeresleitung aber nicht.
Ich wandte mich oft an den Reichskanzler und bat um Beschleunigung der
Arbeiten, ebenso wies ich General Hell, Chef des Generalstabes der Heeres-
gruppe Mackensen und Vertreter der Obersten Heeresleitung bei den Ver-
handlungen, entsprechend an. Zum schweren Nachteil für die deutsche
Sache war in diesen Tagen der Chef des Generalstabes des Militär-
Gouvernements Rumänien, Oberst Hentsch, gestorben. General Hell
gelang es nicht, sich durchzusetzen. Ich hatte erwartet, daß mein Drängen
bei unserer überaus starken militärischen Stellung — wir konnten sie von
allen Seiten angreifen — ein ernergisches Auftreten den Rumänen gegen-
über herbeiführen werde. Die Reichsregierung glaubte indessen, meinem
Verlangen durch Nachgiebigkeit entsprechen zu sollen. In dieser einfachen,
Tatsache kennzeichnet sich der grundlegende Unterschied zwischen dem
Denken der Regierung und dem meinigen.
Am 5. März wurde der Vorfrieden von Buftea geschlossen, dessen
Festsetzungen in den Friedensvertrag von Bukarest übernommen wurden.
Ende März kamen die Verhandlungen zu einem gewissen Abschluß.
Die Dobrudschafrage wurde nicht gelöst. Die Türken, die die
Dobrudscha mit erobert hatten, stellten den Bulgaren, die sie ganz be-
anspruchten, die Gegenforderung auf Zurückgabe des 1914 abgetretenen
Gebiets westlich Adrianopel und östlich der Maritza. Ich hielt die Forde-
rung der Türkei für recht und billig. Trotz vieler Vermittlungsvorschläge
der Diplomaten einigten sich die beiden Staaten nicht. Die Dobrudscha
wurde bis dicht an die Bahn Tschernawoda—Konstantza den Bulgaren zu-
gesprochen, die Norddobrudscha ging in den gemeinsamen Besitz des Vier-
bundes über. Doch verpflichteten sich die Verbündeten, die Erhaltung des
Handelsweges für Rumänien über Konstantza zu gewährleisten. Diese