458 Die Vorbereitungen für den Angriff im Westen 1918
Lösung wurde von Radoslawow selbst vorgeschlagen; was ihn hierzu
veranlaßte, weiß ich nicht. Dies Ergebnis war in seiner Halbheit unglück-
lich, erregte Erbitterung bei den Bulgaren und befriedigte die Türken nicht.
Die Landabtretungen an Ungarn, in die Rumänien auf Drängen des
Grafen Czernin einwilligte, waren erheblich. General Hell erhielt immer
wieder Weisung, gegen sie zu wirken, er kam aber nicht auf.
Das Festsetzen Rumäniens in Beßarabien wurde zugelassen.
Militärisch legte der Friedensschluß den Rumänen die Demobil-
machung und Verkleinerung der Armee und die Übergabe eines Teils des
Kriegsgeräts in die Bewachung der Verbündeten auf. Die französische
Militärmission war über Rußland abzuschieben. Er beließ ihnen aber die
Moldau, auch als militärisches Hoheitsgebiet, und gestand ihnen den Bei-
behalt einiger mobiler Divisionen zur Besetzung Beßarabiens zu. Deutsch-
land und Österreich-Ungarn hatten das Recht, sechs Divisionen, davon vier
deutsche, als Okkupationsarmee in der Walachei zu belassen. Generalfeld-
marschall v. Mackensen behielt bis zur Ratifikation des Friedens die Ver-
waltung der Walachei in der Hand.
Die wirtschaftlichen Abmachungen des Friedens erreichten für Deutsch-
land nicht das, was ich gewünscht hatte. Sie legten Rumänien nichts be-
sonders Schweres auf.
Außer den Getreide= und Ollieferungen hatte die Donauschiffahrt
große Bedeutung. Ich hoffte, dem Bayerischen Lloyd Vorteile zu ver-
schaffen. Das Verhalten Österreich-Ungarns hierbei war wiederum charakte-
ristisch, ebenso allerdings auch das unserer Unterhändler. Es bedurfte der
ganzen Aufmerksamkeit des Feldeisenbahnchefs im Großen Hauptquartier,
um die deutschen Interessen auf der Donau nur einigermaßen sicher-
zustellen.
Die Dynastiefrage wurde ebensowenig erledigt, wie eine Entschei-
dung getroffen, ob die Ententegesandten in Jassy bleiben sollten oder
nicht. Es blieb alles beim alten. In Jassy ging das Kräftespiel gegen
uns weiter. Wir hatten dort eine Hochburg der Entente belassen. Nur uns
feindliche rumänische Politiker wurden nach der Schweiz abgeschoben, damit
sie von dort aus um so wirksamer gegen uns arbeiten konnten. Das rumä-
nische Volk sollte die Kriegshetzer Bratianu und Genossen zur Verant-
wortung ziehen; das war eine Farce.
Ich denke ungern an jene Bukarester Verhandlungen zurück. Am
7. Mai wurde der Friedensvertrag endlich unterzeichnet. Die Diplomaten
ließen uns in der Hoffnung, daß sie die Dynastiefrage noch weiter ver-
folgen würden. Der Friede wurde nicht mehr ratifiziert, der Abfall Bul-
gariens veränderte die Lage Rumäniens mit einem Schlage und zeigte uns
auch das Unzulängliche dieses Friedens im Weltkriege.