Maßnahmen zur Abwehr feindlicher Gegenangriffe 467
Es geschah alles, um das Heer, wie im Vorjahre für die Abwehr-
schlacht, so jetzt für die Angriffsschlacht auszubilden. Der erzieherischen Tätig-
keit seiner Offiziere und den durchdachten Vorschriften hat das Vaterland
es zu danken, daß die Verlustzahlen bei uns an Toten und Verwundeten
trotz ihrer großen Höhe bei weitem geringer waren als die des Feindes.
Nach überschläglichen Berechnungen haben England und Frankreich weit
über 2 000 000 Tote. Rußland ebensoviel. Rechne ich die Hälfte der
russischen als vor der deutschen Front gefallen, was wohl tatsächlich zu
gering ist, so stehen weit mehr als 3 000 000 tote Feinde gegenüber etwa
2 000 000 deutschen Toten. Die Zahl der auf anderen Fronten Gefallenen
habe ich bei Freund und Feind mit eingerechnet. Das Bild verschiebt sich
dadurch zu unseren Gunsten und wird es weiter tun, je klarer wir sehen.
Diese Zahlen sind ungeheuerlich. Sie legen trotzdem Zeugnis davon ab,
wir wir unserer schweren Verantwortung gegenüber unseren Soldaten
gerecht zu werden strebten.
Bei den Vorbereitungen zum Angriff wurde die Verteidigung nicht
vergessen, da wir mit feindlichen Gegenangriffen rechnen mußten. Die
Grundsätze der Abwehr wurden beibehalten, nur die Maßnahmen gegen
Tanks wurden schärfer betont. Die Begleitwaffen der Infanterie dienten
auch in Angriff und Verteidigung diesem Zweck. Bei der Artillerie, na-
mentlich bei der Feldkanone und den leichten Minenwerfern, wurde auf die
Ausbildung im direkten Einzelschuß gegen Tanks entscheidender Wert ge-
legt. Die Ausstattung der schweren Maschinengewehre mit entsprechender
Munition wurde vergrößert. Versuche, den Tank mit geballten Ladungen
zu vernichten, wurden erweitert, alle Erfahrungen über deren Bekämpfung
den Truppen mitgeteilt und ihre Ansichten gehört.
Die Stellungen wurden auf die Möglichkeit von Tankangriffen ge-
prüft, Fallen, Straßensperrungen entstanden, auch Minen wurden ge-
legt und Tankabwehrgeschütze an vielen Stellen eingebaut. Natur-
gemäß spielten bei diesen Abwehrmaßnahmen die geringen Arbeits-
kräfte und die Anschauungen der Truppe über die Gefahr eines Tank-
angriffs eine Rolle.
Das Kriegsministerium hielt uns über die Konstruktion der
Tankabwehrwaffen, die es unausgesetzt weiter verfolgte, auf dem
laufenden.
Ich war wieder oft an der Front und in regem Gedankenaustausch
mit den Armee-Oberkommandos über die Taktik in der Angriffsschlacht
und den Angriff selbst. Viele Für und Wider gegen dies und jenes wurden
mir entgegengebracht. Die Gespräche über die „Feuerwalze“ und das
„Vorfeld“ liegen mir noch in den Ohren. Schließlich mußte ich eine Ent-
scheidung treffen, wie es meine Pflicht war. Die taktischen Grund-
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