Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

40 Tannenberg 
  
Am 26. abends war die beiderseitige Lage etwa wie folgt: 
General v. Mühlmann — dem I. A. K. unterstellt — stand mit Teilen 
der Kriegsbesatzungen der Weichselfestungen in Lautenburg und Stras- 
burg in enger Fühlung mit feindlicher Kavallerie. Das I. A. K. selbst war 
bei Montowo und südlich versammelt worden und hatte sich unter Kämpfen 
an Usdau herangearbeitet, das vom I. russischen A. K. stark besetzt war. 
General v. Francois war für den 27. zum weiteren Vorgehen bereit. 
Der rechte Flügel des verstärkten XX. A. K. hatte den ihm zugedachten 
Auftrag, Usdau von Norden her anzugreifen und sich dann dem I. A. K. bei 
seinem späteren Vorgehen auf Neidenburg anzuschließen, erhalten. Die 
41. Inf. Div. sollte von Gr. Gardienen auf Waplitz vorgehen, links daneben 
hatten eine Landwehr-Brigade, die 3. Res. Div. und die 37. Inf. Div. von 
Mühlen an nordwärts ebenfalls auf Waplitz und auf Hohenstein anzu- 
greifen. Der Feind hatte sich auf der ganzen Front nahe herangeschoben, 
auch Allenstein war von ihm besetzt. 
Die Ldw. Div. v. der Goltz, die uns die Oberste Heeresleitung zur 
Verfügung gestellt hatte, war im Eintreffen bei Österode und Biessellen. 
Sie kam aus Schleswig-Holstein, wo sie bisher im Kanal= und Küstenschutz 
stand. Sie sollte Hohenstein von Nordwesten her nehmen. 
Das I. R. K. hatte am 26. Gegend Seeburg erreicht. Das XVII. A. K. 
hatte zwischen Lautern und Gr. Bössau nördlich Bischofsburg mit einer 
Division des VI. russ. A. K. gekämpft und diese in Richtung Bischofsburg 
zurückgeworfen. Die 6. Ldw. Brig., die am 24. und 25. von Lötzen bis in 
die Gegend nordwestlich Bischofsburg herangerückt war, hatte sich an dem 
Kampf erfolgreich beteiligt. 
Der Angriff auf Usdau sollte am 27. 4 Uhr früh beginnen. 
Wir wollten hier dem schlachtenentscheidenden Kampf beiwohnen, um 
auch das Zusammenwirken des I. und XX. A. K., das schon durch Befehl 
geregelt war, an Ort und Stelle zu überwachen. Bereits bei unserer Abfahrt 
aus Löbau nach Gilgenburg kam die freudige Nachricht, Usdau sei gefallen. 
Ich hielt die Schlacht für gewonnen. So weit waren wir aber noch nicht. 
Es stellte sich leider zunächst heraus, daß Usdau noch nicht genommen sei. 
Wir bekamen es erst in den späteren Vormittagsstunden. Die Narew- 
Armee war jetzt taktisch durchbrochen. Das I. A. K. warf den Feind über 
Soldau zurück und marschierte auf Neidenburg ab. 
Das XX. A. K., stark erschöpft, focht nicht so erfolgreich. Die 41. Inf. Div. 
kam bei Gr. Gardienen nicht vorwärts. Auch weiter nördlich wurde kein 
Gelände gewonnen. 
Die Ldw. Div. v. der Goltz schloß gegen Hohenstein zusammen. 
Nicht voll befriedigt kehrten wir am Nachmittage nach Löbau 
zurück.
	        
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