Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

476 Der Angriff im Westen 1918 
  
hervorragend bewährt hatte, als A. O. K. 19 eingeschoben, Armee-Oberkom- 
mando A übernahm den Abschnitt Saarburg—Markirch. 
Sämtliche Fronten blieben auf Abwehr eingestellt, falls der Feind 
selbst zum Angriff oder Gegenangriff schreiten sollte. An einigen Stellen 
war für diesen Fall ein Ausweichen nach rückwärts vorgesehen. 
In diesem Rahmen war seit Mitte Januar planmäßig und mit größter 
Hingabe gearbeitet worden. Schon zu Anfang Februar wurde der 21. März 
als Tag des Angriffes festgesetzt, obschon die Verhältnisse im OÖsten noch 
keineswegs klar waren. Die Kriegslage forderte eine Entscheidung. Andern 
konnte die Oberste Heeresleitung später noch, aber nicht neu anfangen. 
Die Maßnahmen der Armee-Oberkommandos, des Generalquartier- 
meisters, des Generalintendanten, des Feldeisenbahnchefs und der Herren 
meines engeren Stabes griffen vortrefflich ineinander. Ich konnte mich 
davon bei meinen Frontreisen überzeugen. Ich besprach bei dieser Gelegen- 
heit alle einschlägigen Fragen, glich aus und half. Von den Armee= und 
Gruppenchefs ließ ich mir kurze Vorträge über das Gelände, die Kräfte- 
verteilung, den Artilleriekampf, den Stand der Vorbereitungen halten. 
Ich legte in meinen Ausführungen den größten Wert auf das Zusammen- 
wirken der inneren Flügel der 17. und 2. Armee der Heeresgruppe Kron- 
prinz Rupprecht zur Abschnürung des Cambrai-Bogens, weil hiervon viel 
abhing, und mir schien, als ob die 17. Armee zu früh nach Westen sah. 
Das Zusammenwirken der beiden Heeresgruppen auf der Naht zwischen 
der 2. und 18. Armee wurde besprochen. Die Vorbereitungen verliefen 
planmäßig. Überall wurde mit Vertrauen zur Sache gearbeitet. Alles griff 
wie bei einem Uhrwerk ineinander. Es war sicher, daß die Armeen an dem 
beabsichtigten Tage kampfbereit sein würden. 
Ich hielt es für notwendig, etwaige Erfolge propagandistisch im 
Sinne der Stärkung des Friedensgedankens beim Feinde zu verwerten. 
Oberst v. Haeften hatte eine Denkschrift darüber ausgearbeitet. Ich sandte 
sie dem Reichskanzler, der sie anscheinend dem Auswärtigen Amt zuwies:; 
Wesentliches wurde nicht veranlaßt. 
Der Reichskanzler sah über die Absicht, im Westen anzugreifen, klar. 
Das Drängen der Obersten Heeresleitung, die diplomatischen Verhand- 
lungen im Osten zu beschleunigen, und auch der Entschluß, den Waffenstill- 
stond mit Rußland zu kündigen, hatten hierin ihre Begründung gehabt. 
Er wußte, wie schwer wir den Angriff einschätzten. Ich habe dem Reichs- 
kanzler auch den Angriffszeitpunkt melden lassen. Einen anderen Weg 
als den Kampf gab es für Deutschland nicht, den Feind friedenswillig zu 
machen. Hierfür war die Erschütterung der Stellung von Lloyd George 
und Clemenceau durch militärischen Sieg Vorbedingung. Eher war an 
Frieden nicht zu denken. Die ganze Welt, auch die Entente, wußte, wir
	        
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