Der Beginn des Angriffs 481
reichte nur die zweite feindliche Stellung, die Feuerwalze war über sie
hinweg weit vorausgeeilt; die Infanterie hatte die Fühlung mit ihr ver—
loren. Sie blieb nun vor dieser Stellung liegen, ohne Artillerieunter-
stützung zu haben.
Bei dem Angriff der 2. Armee war das Zusammenwirken der Infan-
terie und Artillerie besser. Die Infanterie drang in die zweite feindliche
Stellung ein.
Bei der 18. Armee verlief alles planmäßig. Sie war in gutem Fort-
schreiten.
Der 22. März änderte bei der 17. Armee wenig, aber die 2., einheitlich
und kraftvoll geführt, schlug den Feind und drang vor. Die 18. gewann
erheblich Raum. Die 17. Armee schien den einzelnen Gruppen zuviel
taktische Freiheit zu geben. Hierfür stand die Kampftätigkeit der einzelnen
Verbände in zu engem Zusammenhange. Die Oberste Heeresleitung wirkte
auf einheitliche Führung hin.
Die Lage bei der 17. Armee hatte zur Folge, daß es nicht gelang, den
Feind im Cambrai-Bogen abzuschnüren, auch konnte das Vorgehen der
2. Armee nicht entlastet werden. Diese hatte sich selbst den Weg bahnen
müssen und war daher nicht so schnell vorwärts gekommen, als es wiederum
zur Entlastung der 17. Armee gut gewesen wäre. So konnte die Heeres-
gruppe Kronprinz Rupprecht zwischen Croisilles und Péronne nicht derart
Gelände gewinnen, wie es im Grundgedanken der Schlacht lag.
Am 25. März hatten die 17. und 2. Armee unter sehr heftigen
Kämpfen die Linie Bapaume—Combles weit überschritten, die 18. Armee
Nesle genommen und geringen Widerstand gefunden. Die Kampfkraft der
17. Armee war schon erschöpft; sie hatte am 21. und 22. März zu viel
eingebüßt, anscheinend weil sie zu eng gefochten. Die 2. Armee war noch
frischer, aber sie klagte bereits über das Trichtergelände. Sie kam über
Albert nicht mehr hinaus. Ihr linker Flügel war durch den Somme-
übergang, weniger durch den Feind aufgehalten. Die 18. Armee war noch
vollkommen kampf= und siegesfreudig; sie nahm bereits am 27. Mont-
didier. Der Gegner bildete bald nördlich der Somme eine neue Front, die
zu überwinden schwer werden mußte. Der feindliche Widerstand in Rich-
tung Amiens erschien schwächer.
Der ursprüngliche Schlachtgedanke mußte geändert, der Schwerpunkt
des weiteren Angriffs scharf in diese Richtung gelegt werden. Noch hoffte
ich, wir würden zu einer Operation gelangen, und verfolgte diesen Ge-
sichtspunkt in den Weisungen an die Armeen. Die 17. Armee kam aber
nicht mehr vorwärts, die 2. und 18. Armee gewannen noch Gelände. Ich
bemühte mich auch weiterhin, den linken Flügel der 2. Armee zu verstärken
und ihn wie die 18. Armee auf Amiens vorzuführen.
Kriegserinnerungen 1914—19. 31