Der Angriffsbefehl 41
Bei unserem Eintreffen kam die Meldung, daß das J. A. K. geschlagen
sei. Die Trümmer träfen bei Montowo ein. Die Nachricht war schwer zu
glauben. Eine Fernspruchanfrage bei der dortigen Bahnhofskommandan-
tur ergab aber, daß sich dort Truppen des I. A. K. sammelten. Später
stellte es sich heraus, daß es sich nur um ein Bataillon handelte, das in eine
schwierige Lage gekommen war und nachgegeben hatte. Auch recht eilig
durch Löbau zurückgehende Trainkolonnen brachten neue Unruhe. Auf
den Führer stürmt viel ein. Er muß gute Nerven haben. Der Laie glaubt
zu leicht, im Kriege wäre alles nur ein Rechenexempel mit bestimmten
Größen. Es ist alles andere, nur das nicht. Es ist ein gegenseitiges Ab-
ringen gewaltiger unbekannter physischer und seelischer Kräfte, und zwar
um so schwieriger, je größer die eigene Unterlegenheit ist. Es ist ein
Arbeiten mit Menschen von verschiedener Charakterstärke und mit eigenen
Gedanken. Der Wille des Führers allein ist der ruhende Pol.
Alle Männer, die Führermaßnahmen kritisieren, sollten erst Kriegs-
geschichte lernen, sofern sie nicht den Krieg in Führerstellen mitgemacht
haben. Ich möchte ihnen wünschen, einmal selbst eine Schlacht leiten zu
müssen. Sie würden bei der Unklarheit der Lage und den gewaltigen An-
forderungen vor der Größe der Aufgabe erschrecken und — bescheidener
werden. Nur das Staatsoberhaupt, der Staatsmann, der sich zum Krieg
entscheidet, trägt, wenn er dies klaren Herzens tut, gleiches und mehr als
der Feldherr. Bei ihm handelt es sich um einen einzigen gewaltigen Ent-
schluß, an den Führer treten sie täglich und stündlich heran. Von diesem
hängt dauernd das Wohl und Wehe vieler Hunderttausende, ja ganzer
Nationen ab. Es gibt für einen Soldaten nichts Größeres, aber auch nichts
Schwereres, als an der Spitze einer Armee oder des ganzen Feldheeres zu
stehen.
Wir erhielten in Löbau am späten Abend noch die Meldung, daß das.
I. R. K. Wartenburg erreicht habe. Vor dem XVII. A. K. war das russische
VI. A. K. in vollem Rückzuge über Ortelsburg; es wurde südlich Bischofs-
burg abermals geworfen. Dorthin verfolgten schwächere Kräfte, während
das Gros des XVII. A. Ks. am Abend des 27. bei Mensguth und nörd-
lich lagerte.
Für den 28. war nur zu befehlen, daß das I. A. K. sich in den Besitz
von Neidenburg zu setzen habe. Es war inzwischen selbst nach dorthin ab-
gedreht. Das XX. A. K. sollte den Angriff, der ihm für den 27. aufgegeben
war, durchführen, insonderheit die 41. Inf. Div. scharf vortreiben. Die
Ldw. Div. v. der Goltz hatte Hohenstein anzugreifen. Das I. R. K. und
das XVII. A. K. wurden westwärts auf Allenstein—Passenheim unter
Sicherung gegen Ortelsburg herangezogen.
Wir fuhren am 28. früh nach Frögenau und standen am OÖstausgang