Die Schlacht bei Armentièeres und um den Kemmel 489
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kämpften, waren nicht in dem Sinne Angriffsdivisionen wie die am
21. März eingesetzten. Auf anderen Schlachtfeldern haben aber die Stel-
lungsdivisionen dasselbe geleistet wie die sogenannten Angriffsdivisionen.
Am 11. April wurde Armentières genommen. In Richtung Bailleul
ging es besser voran; auch Merville fiel. Am Tage vorher war bereits die
4. Armee nördlich der 6. mit ihrem linken Flügel angetreten und hatte-
Messines, das im Vorjahre am 7. Juni verloren gegangen war, wieder-
genommen. «
Ziel für den weiteren Angriff der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
mit der 4. und 6. Armee war das Höhengelände, das die Lys-Ebene im
Norden abschließt. Wir hatten es im Herbst 1914 leider nicht behaupten
können. Es beginnt mit dem Kemmel, der weit nach Osten in das Land
hineinsieht, und endigt bei Cassel. Der Besitz dieser Höhen mußte die
Räumung der nördlich davon gelegenen Yser-Stellung zur Folge haben.
Nach dem 12. April ließ die Stoßkraft der 6. Armee nach, während
die 4. Armee nach und nach weiter Gelände eroberte. Die Wegnahme des
Kemmel am 25. bedeutete den Höhepunkt der Kampftätigkeit. Es trafen
immer mehr französische Divisionen vor der 4. Armee ein. Weitere An-
griffe waren nicht mehr aussichtsreich.
Mit dem Vorschreiten des Angriffs gegen den Kemmel waren die
Engländer, die östlich von YOpern lagen, bis an dieses heran zurückgegangen.
Ein etwa auf Langemark geführter Stoß der 4. Armee kam nicht mehr
rechtzeitig.
Südlich des Kemmel war noch Bailleul gefallen, weiter nach Süden
jedoch die 6. Armee nicht mehr vorwärtsgekommen.
Unter dem Eindruck der Schlacht vom 21. März war General Foch-
zum Oberbefehlshaber der Entente ernannt worden. Um den ersten großen
Einbruch zum Stehen zu bringen, wurden die englischen Reserven vor der
17. und 2. Armee zusammengefahren, während französische Divisionen von
der Front Aisne—Verdun sich vor die 18. Armee legten. Durch die
Kämpfe der 4. und 6. Armee sah sich General Foch jetzt veranlaßt, seine
Reserven weiter nach Norden zu schieben. Seine Versuche, uns den Kem-
mel wieder zu entreißen, hatten keinen Erfolg. In Anbetracht der Stärke
des Feindes stellte die Oberste Heeresleitung nunmehr den Angriff ein.
Wie bei jeder im Kampf erstarrten Front war die Lage der 4. und
namentlich die der 6. Armee in der Lys-Ebene nicht leicht. Auf die Ver-
stärkung der vorderen Linien, die Ausgestaltung der rückwärtigen Ver-
bindungen, das Herausziehen alles Entbehrlichen zur Ruhe, Ausbildung
und Festigung der Mannszucht wurde hier genau derselbe Wert gelegt
wie nach Beendigung der großen Schlacht zwischen Croisilles und
La Fere.