Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Folgen der Schlacht 509 
—.uK-- 
gespannt sah, zeigte sich allerdings keine Anwandlung von Schwäche. 
Clemenceau sprach stolze, vorbildlich starke Worte: „Wir weichen jetzt zu- 
rück, aber wir werden uns niemals ergeben" und: „Wir werden den Sieg 
erringen, wenn die öffentlichen Gewalten auf ihrer Höhe sind.“ „Ich schlage 
mich vor Paris, ich schlage mich in Paris, ich schlage mich hinter Paris“, 
„Denken wir daran, was das Schicksal von Thiers und Gambetta war; ich 
sehne mich nicht nach der schweren und undankbaren Rolle von Thiers." 
Auch nach dieser zweiten großen Niederlage des Jahres war die En- 
tente noch nicht friedenswillig. 
Strategisch ungünstig war es für uns, daß wir Reims nicht zu nehmen 
und hier unsere Armeen weiter in das Berggelände hinein vorzuschieben 
vermocht hatten. Die Versorgung der Mitte der 7. Armee blieb daher allein 
auf die Vollbahn angewiesen, die aus dem Aisnetal östlich Soissons in das 
Vesletal tritt. Um den Betrieb von Zufälligkeiten unabhängig zu machen, 
wurde der Bau einer zweiten weiter östlich gelegenen Kurve zwischen beiden 
Tälern angeordnet. Andere Vollbahnstrecken konnten südlich der Aisne 
wegen zu großer Geländeschwierigkeiten nicht ausgeführt werden. Von Laon 
ging noch eine Vollbahn über Anizy unmittelbar nach Soissons. Der Tunnel 
nördlich der Stadt zwischen dem Ailette= und Aisnetal, der gesprengt war, 
mußte wiederhergestellt werden. Gegen den linken Flügel der 7. und den 
rechten der 1. Armee führten eine Bahn mit 1 m Spurweite und Feld- 
bahnen, deren Ausnutzung sehr erleichternd wirkte. Die Bahnen waren 
erst über die beiden Stellungssysteme hinweg mit den in unserem Betriebe 
befindlichen zu verbinden. Die ungünstigen Eisenbahnverhältnisse führten 
zu einer starken Beanspruchung der Lastkraftwagenkolonnen; unsere 
Betriebsstofflage wurde dadurch ernst. 
Bereits am 1. Juni war der Angriff, unserer Absicht entsprechend, 
nach Westen bis zur Einmündung der Ailette in die Oise verlängert wor- 
den. Die Verschiebung der hierzu nötigen artilleristischen Angriffsmittel 
war glatt verlaufen. Der Kampf selbst drang bis in das Stellungssystem 
hinein vor, das wir bei der Alberichbewegung im März 1917 aufgegeben 
hatten. 
Für den 7. Juni war der Angriff bei der 18. Armee zwischen Mont- 
didier und Noyon in Aussicht genommen, die 7. Armee hatte gleichzeitig 
südwestlich Soissons anzugreifen. Bei einer Besprechung im Hauptquartier 
der 18. Armee Anfang Juni gewann ich die Überzeugung, daß ihre artil- 
leristischen Vorbereitungen nicht rechtzeitig beendet sein würden. Das Ein- 
treffen der Verstärkungsartillerie von der 7. Armee hatte sich verzögert. 
Der Angriff wurde deshalb auf den 9. Juni verschoben. Das war nach- 
teilig, weil er dadurch immer mehr aus dem taktischen Zusammenhang mit 
der gewaltigen Kampfhandlung zwischen Aisne und Marne kam, für die
	        
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