Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Neue Angriffspläne 515 
  
  
sionen unter dem Zwange der Schlachten bei der Heeresgruppe Deutscher 
Kronprinz weggezogen wurden, starke englische Reserven. Der Angriff an 
dieser Stelle war jedoch noch zu schwer. Wir mußten ihn daher verschieben. 
Die meisten feindlichen Reserven befanden sich in dem von der 18. und 
7. Armee umschriebenen Bogen in Richtung Paris, von Chäteau-Thierry 
bis Verdun dagegen nur schwache Kräfte. Die Oberste Heeresleitung be- 
absichtigte auch jetzt wieder, den Feind da anzugreifen, wo er schwach war. 
Sie nahm daher für Mitte Juli einen Angriff beiderseits Reims in Aus- 
sicht, durch den zugleich die rückwärtigen Verbindungen der 7. Armee 
zwischen Aisne und Marne verbessert werden sollten. Aus diesem Vorgehen 
heraus wollten wir die Artillerie-, Minenwerfer= und Fliegerformationen 
an die Flandernfront werfen, um dann hier womöglich 14 Tage später 
zu schlagen. Es bestand die Hoffnung auf entscheidende Schwächung des 
Feindes in Flandern, wenn der Schlag bei Reims gelang. 
Um die Transportbewegung nicht zu groß zu machen, und um die 
genügende Artillerie für die beiden großen Angriffe zu gewinnen, stellte die 
Oberste Heeresleitung an vielen Stellen bei der Feldartillerie aus der 
Gerätreserve die 5. und 6. Geschütze wieder ein. Eine kurze Zeit über war 
die Bedienung der vermehrten Geschützzahl von den Batterien zu fordern, 
ohne daß ihre Stärken erhöht wurden. Auch aus dem Osten wurden noch 
Batterien herangeführt. Die Oberste Heeresleitung war bezüglich der An- 
griffszeit in einer Zwangslage. Bis Mitte Juli konnten die Verschiebung 
der Truppen und die sonstigen Vorbereitungen für den Angriff beiderseits 
Reims beendet sein. Für die Ruhe der Truppen hätte ich gern länger 
Zeit gehabt. Sie genügte nur zur Not; ein Mehr wäre auch dem Feinde 
zugute gekommen. Wir entschlossen uns, an dieser Zeit festzuhalten und 
für den Flandernangriff die ersten Augusttage in Aussicht zu nehmen. Das 
Zusammenziehen der Truppen für die Angriffe machte eine gewisse 
Schwächung der anderen Fronten nötig. So traten bei der 18. Armee und 
dem rechten Flügel der 9. zwischen Oise und Aisne gewisse Gefahrsmomente 
ein, während die ganze Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht und die 
7. Armee südlich der Aisne gestützt blieben. 
Hinter der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht standen bereits starke 
Reserven, sie hatten seit längerer Zeit Ruhe; die Heeresgruppe Deutscher 
Kronprinz hatte sie durch Herausziehen von Divisionen aus der 18. und 
7. Armee neu zu bilden, sie waren angestrengt. Die Heeresgruppen v. Gall- 
witz und Herzog Albrecht mußten ausgeruhte Divisionen gegen abgekämpfte 
hergeben. Es kam jetzt wieder darauf an, die Kräfte des Heeres zu heben 
und es für die bevorstehenden Angriffe bereitzustellen. Es war das gleiche 
Leben in und hinter der Front wie seinerzeit vor Beginn des Angriffes 
am 27. Mai. 
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