Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

528 Der Angriff im Westen 1918 
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wistischer Gewalt war, saßen die Donkosaken am unteren Don bis in unser 
Okkupationsgebiet hinein. Ihr Hetman, General Krasnow, war entschieden 
antibolschewistisch gesinnt und bekämpfte die Sowjettruppen. Ihm fehlten 
aber Waffen und Munition. Ich war mit ihm in Verbindung getreten, um 
seinen Anschluß an die Entente zu verhindern. Die Lage war dabei insofern 
verwickelt, als ich der bolschewistisch orientierten Politik der Regierung, die 
ich natürlich unterrichtete, keine Schwierigkeiten machen durfte, und Kras- 
now in der Sowjetregierung und nicht in der Entente seinen Feind sah. 
Immerhin gelang es, ihn von jeder offenen Stellungnahme für die Entente 
fernzuhalten und in ihm bis zu einem gewissen Grade einen Bundes- 
genossen zu gewinnen. Entschlossen wir uns zum Kampf gegen Moskau, 
so wäre er offen auf unsere Seite getreten. 
In den weiten, fruchtbaren Steppen des Kubangebietes, zwischen den 
Donkosaken und dem Kaukasusgebirge, stand, wie ich erwähnte, General 
Alexejew mit seiner Freiwilligen-Armee im Kampf mit bolschewistischen 
Truppen. Er handelte unter englischem Einfluß. Ich glaube aber, er 
war ein so guter Russe, daß auch er sich uns zugesellt haben würde, 
wenn wir die Sopwijetregierung bekämpft hätten. Die militärische 
Lage Alexejews war zunächst ungünstig, ihm fehlten ebenfalls Waffen 
und Munition. Die Bolschewisten blieben vorläufig in der Oberhand. Sie 
landeten Anfang Juni, obwohl die Regierung in Moskau in Friedens- 
versicherungen sich nicht genug tun konnte, einige tausend Mann aus 
der Gegend südwestlich Asow über das Asowsche Meer hinweg bei Tagan- 
rog. Hier wurden sie sehr bald von deutschen Truppen vernichtend ge- 
schlagen. Etwa von August an festigte sich die Lage der Freiwilligen- 
Armee im Kubangebiet. In Noworossjisk lagen noch die Reste der aus 
Sebastopol entwichenen russischen Schiffe. Es war unser gutes militärisches 
Recht und ein Gebot der Notwendigkeit, ihre Rückkehr nach dort zu ver- 
langen oder zu erzwingen. Auch hier zog das Auswärtige Amt in Rück- 
sicht auf die Sowjetregierung die Verhandlungen in die Länge, obschon 
ein besserer Beweis der feindlichen Haltung derselben, zum min- 
desten ihres Unvermögens, feindliche Handlungen ihrer Truppen zu 
verhindern, als die Landung bei Taganrog, nicht erbracht werden konnte. 
Endlich willigte die Sowjetregierung in die Rückkehr der Schiffe nach Se- 
bastopol ein. Es kam nur ein Teil an, die Mehrzahl wurde von den Bol- 
schewisten in ihrem schließlich doch nationalen Empfinden im Hafen von 
Noworossjisk versenkt. Wir hatten uns von der Sowjetregierung ausbe- 
dungen, die Schiffe während des Krieges soweit in Gebrauch zu nehmen, 
als es die militärische Lage verlangte. Nutzen haben wir hiervon nicht gehabt. 
Wie auf der unteren Wolga, so waren auch auf dem Kaspischen Meer 
im Juni noch die Bolschewisten die Herren. Das blieb für die Sowjetregie-
	        
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