Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

530 Der Angriff im Westen 1918 
  
gierung ließ sich in ihrem Vertrauen durch nichts, auch nicht durch den un- 
gesühnten Gesandtenmord in Moskau, stören. Sie ging ganz glatt in die 
ihr vom Bolschewismus gestellte Schlinge, während sie allen anderen 
Strömungen in Rußland mißtraute. Die bolschewistische Regierung war 
sehr entgegenkommend; sie entsprach den deutschen Wünschen bezüglich Est- 
lands und Livlands, gestand auch die Selbständigkeit Georgiens zu, ge- 
währte ratenweise Zahlung einer Kriegsentschädigung und stellte Lieferung 
von Rohstoffen, darunter auch Ol aus Baku, in Aussicht. Die Gegengaben 
Deutschlands waren gering. Sie bestanden im wesentlichen aus folgenden 
Zusicherungen: Abgabe von Kohle aus dem Donezbecken, Transport von 
Getreide aus dem Kubangebiet mit der Eisenbahn von. Rostow am Don nach 
Norden, der allerdings wegen der Donkosaken kaum ausführbar war, und 
endlich Einwirkung auf die Türkei, Baku nicht zu nehmen. Wir willigten 
ferner ein, das im Februar besetzte Gebiet Großrußlands an der Beresina 
und Düna je nach Eingang der Raten der Kriegsentschädigung zu räumen. 
Tatsächlich wurden später die ersten Raten richtig bezahlt, was ich aller- 
dings angezweifelt hatte. 
Das Vertrauen unserer Regierung den Bolschewisten gegenüber ging 
so weit, daß sie Herrn Joffe Waffen und Munition liefern wollte. Die 
Herren, die mir das entsprechende Schreiben des Auswärtigen Amtes 
brachten, sagten mir: „Dieses Kriegsgerät bleibt in Deutschland, Herr Joffe 
wird es hier gegen uns verwenden.“ 
Bei der Besprechung in Spaa willigte der Reichskanzler in be- 
zug auf unsere Politik in Georgien ein, daß als sein Vertreter Oberst 
v. Kreß, der von der Palästinafront nach Deutschland zurückgekehrt war, 
mit einer Schutzwache von 1 bis 2 Kompagnien nach Tiflis ging. Es war 
nötig geworden, daß wir hier kräftiger auftraten. Dies verlangte, ganz 
abgesehen von dem Wunsche nach militärischer Kräftigung aus jenen Ge- 
bieten, unsere Rohstoffversorgung. Daß wir uns darin nicht auf die Türkei 
verlassen konnten, hat ihr Verhalten in Batum von neuem bewiesen. Sie 
nahm alle vorgefundenen Bestände für sich in Anspruch. Auf Ol aus Baku 
konnten wir nur dann rechnen, wenn wir uns selbst halfen. Unser Be- 
triebsstoffmangel in der Heimat, die ganzen Schwierigkeiten unserer Win- 
terbeleuchtung mit ihren Nebenerscheinungen waren mir nur zu deutlich in 
Erinnerung. Nach dem Angriff der 7. Armee waren nun auch die Betriebs- 
stoffreserven des Heeres verbraucht; sie fehlten uns stark. Die ukrainischen 
Bahnen brauchten ebenfalls Ol. Die Olgewinnung aus Rumänien war im 
Rahmen des Möglichen ganz außerordentlich gesteigert, trotzdem war an 
die Deckung der Fehlbestände nicht zu denken. Dies schien jetzt aus Trans- 
kaukasien, besonders aus Baku möglich, wenn zugleich auch die Transport- 
verhältnisse geregelt wurden. Der Feldeisenbahnchef hatte die Frage der
	        
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