Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Fochs Gegenangriff südwestlich Soissons 530 
  
Unsere Infanterie hatte nicht überall standgehalten. Namentlich hatte 
die für kampfkräftig gehaltene Dioision südwestlich Soissons nachgegeben. 
Das hier entstandene Loch riß sehr schnell nach den Seiten, namentlich in. 
Richtung Soissons, weiter auf. Auch südlich davon waren starke Ein- 
beulungen. Die drei hier in Reserve befindlichen, wenn auch nicht frischen 
Divisionen kamen nicht zum geschlossenen Einsatz, vermochten aber 
den Feind auf den Höhen südwestlich Soissons und westlich Parcy-Tigny 
sowie am Savières-Grund aufzuhalten. Zwischen Ourcq und Marne waren 
die Angriffe abgeschlagen. Die Verhältnisse nördlich des Ourcq veran- 
laßten ein Zurückbiegen der hart südlich dieses Flusses kämpfenden Trup- 
pen, wo jetzt der Feind heftig nachdrängte. 
Dies war etwa die Lage, wie ich sie in den ersten Nachmittagsstunden 
in Avesnes erfuhr. Es handelte sich um einen großen Gegenangriff des 
Generals Foch gegen unseren zwischen Soissons und Reims vorspringenden 
Bogen. Auch englische Divisionen waren dazu herangezogen. Der Schwer- 
punkt des feindlichen Angriffes lag in der Richtung Soissons und südwest- 
lich Reims, Ardre abwärts. Fochs Absicht ging unverkennbar dahin, diesen 
Bogen abzuschnüren. An der Ardre war der Angriff gescheitert, auf 
Soissons hatte er erheblich Gelände gewonnen. Alle Gegenmaßregeln, die 
eingeleitet werden konnten, waren in Ausführung. Die Oberste Heeres- 
leitung vermochte vorläufig nicht weiter zu helfen. 
Die 5. Inf. Div., die im Antransport in die Gegend nordöstlich 
Soissons war, mußte ihre Ausladung in das Ailettetal zurückverlegen, 
da feindliche Artillerie sehr bald die Bahnhöfe nordöstlich Soissons beschoß. 
Ihr Eintreffen schob sich dadurch in unliebsamer Weise hinaus. 
Die 20. Inf. Div. konnte am 19. abends geschlossen zur Stelle sein. 
Bei einem Truppentransport mit Kraftwagen ließ sich nur die In- 
fanterie ohne Pferde und Fahrzeuge befördern. Alles übrige mußte 
marschieren. Die Division war also vollständig auseinandergerissen, die 
Infanterie ohne geregelte Verpflegung. Dies war stets bei der Verwen- 
dung der Divisionen zu berücksichtigen. 
Auf die anderen Divisionen, die die Heeresgruppe Deutscher Kron- 
prinz in Marsch gesetzt hatte, war erst später zu rechnen. Sie kamen gleich- 
falls mit Kraftwagen an. 
Im übrigen mußte die Entwicklung der Lage abgewartet werden. Die 
Truppen, die südlich der Marne standen, konnten nicht Hals über Kopf zu- 
rückgenommen werden. Bei dem Befehl zum Rückzug auf das nördliche 
Marnerfer in der Nacht vom 20./21. Juli verblieb es der Ordnung halber. 
Unruhe durfte nicht in die Truppe kommen. Hieraus ergab sich ein 
längeres Festhalten der Gegend westlich Chäteau-Thierry, das erst mit 
dem Aufgeben des südlichen Marneufers zu räumen war.
	        
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