Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Einleitung von Friedensbesprechungen 555 
  
wenn, wie es später geschah, unsere Absichten in breiter Offentlichkeit ver- 
handelt wurden. Bei der Natur des Feindes hieß dies Fortsetzung des 
Kampfes und Aufstellung von Friedensbedingungen, die uns vernichten 
mußten. 
Ich war aus den gleichen Gründen, die den Staatssekretär v. Hintze 
geleitet haben werden, nicht in der Lage, mich irgendwie öffentlich zu der 
Friedensfrage zu äußern. Ich besprach mit dem einen oder anderen Herrn 
meiner nächsten Umgebung den Schritt. General v. Bartenwerffer erhielt 
von einer Niederschrift des Staatssekretärs über die Sitzung am 14. August 
Kenntnis. 
Die Lage wurde von mir noch mit verschiedenen Ministern besprochen. 
Staatssekretär Solf kam in diesen Tagen nach Avesnes. über die Ein- 
drücke, die er hier empfangen hatte, erhielt ich bald darauf Nachrichten in 
einem Privatbriefe aus Weimar. Dort wurde von einer der Familie Solf 
nahestehenden Seite erzählt, daß ich nach Ansichten Solfs nicht mehr an 
eine siegreiche Beendigung des Krieges denke, während der Generalfeld- 
marschall noch mit Gottes Hilfe hierauf hoffe. 
Auch der Vizekanzler v. Payer kam und legte mir hinsichtlich unserer 
Stellungnahme zu der belgischen Frage im Auftrage des Reichskanzlers 
eine Formel vor, die unserer ungünstiger gewordenen militärischen Lage 
Rechnung trug. Ich nahm sie an. Ich glaubte, sie sollte als Grundlage 
für die Verhandlungen des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes 
dienen. Statt dessen benutzte sie der Vizekanzler v. Payer für eine 
Rede im September in Stuttgart. Sie erregte wegen der Stellungnahme 
zu Belgien Aufsehen. 
II. 
Die Tage nach unserer Rückkehr in das Hauptquartier sollten beson- 
ders schwere werden. Unsere Lage an der Westfront wurde ernster. Sie 
war am 14., als die Herbeiführung von Friedensbesprechungen von Seiner 
Mojestät befohlen wurde, noch gefestigt, auch wenn das Gefühl der Un- 
sicherheit hineingetragen war. 
General v. Boehn hatte nach dem 8. August den Befehl über seine 
Heeresgruppe — 2., 18. und 9. Armee — einige Tage früher übernommen, 
als ursprünglich beabsichtigt war. Er sowohl wie sein Chef, General v. Loß-- 
berg, förderten die Abwehrbereitschaft ihres Bereichs mit allen Mitteln. 
Die Schlacht zwischen Somme und Oise dauerte um Mitte August noch 
an. Die Hauptdruckstelle des Feindes lag beiderseits Roye, das in schweren 
Kämpfen behauptet wurde. Eine rückwärtige Stellung, deren Lage auch 
ein Zurückbiegen des linken Flügels der 17. Armee bedingte, wurde in 
der Linie Bapaume—vorwärts Péronne—Sommelauf—vorwärts Ham—
	        
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