Rückzug in die Siegfriedstellung 561
Norden bis zur Scarpe ausgedehnt, um in den Rücken der Siegfried-
stellung nördlich der Linie Croisilles— Moeuvres zu gelangen. Er mußte
dazu unsere Wotanstellung nehmen, die im Jahre 1917 entstanden war
und sich von Norden kommend über Biache St. Vaast an der Scarpe östlich
Monchy in Richtung Bullecourt hinzog.
Am 26. August begann der englische Angriff an der Straße
Arras—Cambrai.
Auch hier wich die Truppe zunächst planmäßig aus. Die ersten
Kämpfe verliefen günstig. In weiterer Folge schob sich der englische Angriff
an die Wotanstellung. Am 2. September überrannte ein starker englischer
Tankansturm Hindernisse und Gräben dieser Linie und bahnte so seiner
Infanterie den Weg. Gleich nach 2 Uhr mittags teilten mir General
v. Kuhl und Oberstleutnant v. Pavelsz, der Chef des Generalstabes
der 17. Armee, mit, daß es sich nicht mehr empfehlen würde, vorwärts
des Kanals Arleux—Moeuvres eine neue Front zu bilden. Sie bäten um
Zustimmung der Obersten Heeresleitung, die 17. Armee unter Beibehal-
tung ihrer Stellung nördlich der Scarpe dorthin zurückzunehmen. Wir
konnten uns der Notwendigkeit dieser Maßregel nicht verschließen. In
Übereinstimmung mit der Heeresgruppe v. Boehn mußten wir in An-
betracht der Verhältnisse bei der 2. Armee noch einen weiteren großen
Schritt tun. Auch deren Front und die der 18. Armee waren in die Sieg-
friedstellung zurückzuverlegen. Wohl wäre es möglich gewesen, den linken
Flügel der 18. Armee noch vorwärts derselben am Crozatkanal festzuhalten,
das erforderte aber mehr Kräfte als eine Verteidigung der Linie St. Quen-
tin—La Fere mit dem breiten Oisetal vor der Front. Die Oberste Heeres-
leitung verzichtete darauf und führte die gesamte 18. Armee in die Sieg-
friedstellung zurück. Dieser Bewegung hatten nun auch die 9. und sogar der
rechte Flügel der 7. Armee zu folgen. Er ließ die Vesle los und ging
hinter die Aisne, während der linke nordöstlich an Fismes vorbei noch an
der Vesle festhielt.
Die 9. Armee hatte inzwischen schwere Kämpfe zu bestehen gehabt, die
sich an einzelnen Tagen zu Schlachten gewaltiger Stärke auswuchsen. Dank
der nicht versagenden Umsicht des Generals v. Carlowitz und seines Chefs,
Oberstleutnants Faupel, sowie der Tapferkeit mehrerer Divisionen be-
hauptete die Armee im wesentlichen ihre Stellung. Die 1. Garde-Inf. Div.,
von Prinz Eitel Friedrich ruhig und sicher geführt, und die bewährte
Garde-Kavallerieschützen-Division wußten nichts von Tankschrecken, sie
schlugen sich hervorragend.
Es war ein schwerer Entschluß, die gesamte Front von der Scarpe
bis zur Vesle zurückzunehmen. Wir wurden kürzer und ersparten Kräfte,
was bei unserem außerordentlichen Menschenverbrauch ein Gewinn war,
Kriegserinnerungen 1914—18. 36