Rückwärtige Stellungen 563
Die Mitte der 17. Armee sollte in der Nacht zum 3. hinter den Kanal
Arleux—Moeuvres zurückgenommen, im übrigen die rückgängige Be-
wegung in einem Zuge nach näheren Weisungen der Heeresgruppen aus-
geführt werden.
Auch die lange vorbereitete Räumung des Lysbogens bei der 4. und
6. Armee wurde nun durchgeführt, um Kräfte zu sparen.
Gleichzeitig ordnete die Oberste Heeresleitung nach Rücksprache mit
den Heeresgruppenchefs die Erkundung und Verstärkung einer neuen rück-
wärtigen Stellung, der Hermannstellung, hinter den beiden nördlichen
Heeresgruppen an. Sie sollte östlich Brügge an der holländischen Grenze
ansetzen, hier den Kanal Eecloo entlang nach Süden bis zur Lys gehen,
dieser aufwärts bis östlich Kortrik und dann dem Oberlauf der Schelde
bis südwestlich Valenciennes und weiter südlich der Linie Solesmes—Le
Cateau—Guise folgen. Südwestlich Marle traf die Hermannstellung die
Hunding-Brunhildstellung, die, 1917 ausgebaut, etwa über Sissonne an
die Aisne ging, um sie stromauf zu begleiten. Das Verteidigungssystem
hatte Aisne ostwärts seine Fortsetzung in den rückwärtigen Linien der
Heeresgruppe Gallwitz, die in der Michelstellung, der Abschrägung des
St. Mihielbogens in der Wosvre-Ebene, westlich der Mosel bei Pagny ihr
Ende fanden. Die schon bestehenden Stellungen sollten nach Maßgabe der
Arbeitskräfte weiter ausgebaut werden.
Ferner ließ die Oberste Heeresleitung eine zweite rückwärtige Stellung
westlich der Linie Antwerpen—Brüssel—Namur und dann Maas aufwärts
erkunden (Antwerpen—Maas-Stellung). Die Festungen in Elsaß-Loth-
ringen wurden instandgesetzt. Endlich wurde befohlen, daß alles nicht
unmittelbar nötige Heeresgut aus dem Gebiete westlich und südlich der
Hermann-, Hunding-Brunhildlinie abzufahren und die gründliche Unter-
brechung von Eisenbahnen und Straßen sowie die Stillegung der
Kohlenbergwerke norzubereiten sei. Ortschaften waren nur so weit in
Mitleidenschaft zu ziehen, als es ein unmittelbarer taktischer Zweck
erforderte.
Eine große Abschubbewegung nach Deutschland wurde eingeleitet.
Dafür waren unsere Eisenbahnverbindungen ungünstig. Im Norden
schnürte sie der holländische Maastricht-Zipfel gegen Lüttich zusammen:;
unsere Bauten bei Visé hatten dies nicht auszugleichen vermocht. Weiter
südlich liefen wichtige Eisenbahnlinien auf der Strecke Charleville—Mont-
médy zusammen und boten hier ein besonders günstiges Ziel für feind-
liche Fliegerangriffe.
Die Zufuhr aus Deutschland war bereits auf das Notwendigste be-
schränkt worden.
Mit dem Zurückgehen der Front in die Siegfriedstellung war für die
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