576 Der Endkampf Sommer und Herbst 1918
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ren Kräften bei Monastir an. Auf beiden Flügeln scheiterten die Angriffe.
In der Mitte, wo die Verhältnisse dem Angriff die größten Schwierigkeiten
boten, leisteten die dort stehenden bulgarischen Truppen — die 2. und
3. Div. — keinen Widerstand. Sie gaben ihre Stellungen einfach auf. Nur
hierdurch ist das schnelle Vorwärtskommen der Ententetruppen in jener
wild zerklüfteten, für die Verteidigung wie geschaffenen Gebirgsgegend
mit Hochgebirgscharakter möglich geworden. General v. Scholtz beab-
sichtigte, die Bulgaren in der zweiten Stellung mit rechtzeitig vorge-
führten Reserven zum Halten zu bringen. Er sah sich in seinen Hoffnungen
getäuscht: die 2. und 3. bulgarische Div. gingen durchaus planmäßig in
der einen Richtung kampflos hinter die Cerna, in der anderen hinter den
Vardar zurück, die bulgarischen Reserven in Stärke dreier deutscher Divi-
sionen fochten nicht. Die deutschen Truppen, die noch kurz vorher durch
Bataillone aus Rumänien verstärkt waren, konnten das Loch allein nicht
schließen. Der Entente war der Abstieg nach Norden in das Vardartal in
Richtung Krivolac frei.
Auch die weiteren Versuche, den Widerstand zu organisieren, scheiterten.
Die bulgarische Armee ging nach Hause. Nur die unmittelbar unter deut-
schem Kommando stehenden Bulgaren zwischen Preßba-See und der Cerna
zeigten zunächst noch eine bessere Haltung.
Schon am 16., spätestens am 17., telegraphierte General Lukow, der
die Truppen an der Struma befehligte, an den Zaren, er müsse Waffen-
stillstand schließen; er konnte es gar nicht eilig genug haben, sich auch äußer-
lich von uns zu trennen und sich der Entente offen in die Arme zu werfen.
Wenige Tage nach dem 15. bekam ich einen Geheimbericht des fran-
zösischen Generalstabes, aus dem klar hervorging, daß französischerseits von
der bulgarischen Armee kein Widerstand mehr erwartet wurde. Die
Ententepropaganda und das Ententegeld sowie der Vertreter der Ver-
einigten Staaten in Sofia, der dort geblieben war, hatten ihre Schuldigkeit
getan. Auch hier war von der Entente ganze Arbeit geleistet. Vielleicht
haben sich auch bolschewistische Strömungen von Rußland her eingeschlichen.
Der Zar und auch unser Vertreter in Sofia haben nichts davon erkannt.
General Jekow hatte alledem zugesehen. Er war wenige Tage vor Beginn
der Schlacht, die mit Sicherheit erwartet wurde, in eine Klinik nach Wien,
ich glaube wegen eines Ohrenleidens, abgereist.
General v. Scholtz und alle deutschen Stellen hatten ihr möglichstes
getan. Wo Deutsche kommandierten, hielt die bulgarische Armee zusammen.
Deutsches Kommando im Hochgebirge war von den Bulgaren abgelehnt
worden. Sie hatten dort vielmehr einen Diovisionskommandeur belassen,
den General v. Scholtz, weil er ihm nicht traute, entfernt haben wollte, und
mehrfach Personenwechsel in jenen Gegenden vorgenommen.