Besprechungen am 29. September 585
bündeten vereinbart sein und abgehen könne, Dienstag den 1. Oktober
angegeben.
Ich hielt zunächst an diesem Zeitpunkt fest.
Auf Wunsch des Staatssekretärs Graf v. Roedern, der ebenfalls nach
Spaa gekommen war, und der ebenso wie der Vizekanzler mit den parla-
mentarischen Führern verhandeln sollte, sandte die Oberst Heeresleitung
Major Frhrn. v. dem Bussche noch am 29. abends nach Berlin. Er hatte
dort im Reichstage über die militärische Lage Aufschlüsse zu geben, falls
es der Reichsleitung geboten erschien.
Der Generalfeldmarschall entschloß sich später auf meine Bitte, Seine
Majestät am 30. abends nach Berlin zu begleiten, um zugleich persönlich
die Vertretung der Obersten Heeresleitung in Berlin zu übernehmen. Ich
war leider infolge der Kriegslage in Spaa unabkömmlich.
Mojor Frhr. v. dem Bussche hatte noch am 1. Oktober abends im Bei-
sein des Vizekanzlers v. Payer eine kurze Unterredung mit dem inzwischen
in Berlin eingetroffenen Prinzen Max von Baden, in der er sich ebenso
aussprach, wie er es am nächsten Morgen den Parteiführern des Reichs-
tages gegenüber tun sollte. Auch zu dem Vizekanzler v. Payer erklärte er
sich unter vier Augen in gleichem Gedankengange.
Einen Antrag des Grafen v. Roedern, Major Frhr. v. dem Bussche
möchte auch im Herrenhause sprechen, lehnte die Oberste Heeresleitung ab.
Mir schien hier eine Einwirkung auf die innere preußische Politik beab-
sichtigt zu sein. Das Herrenhaus sollte durch unmittelbaren Druck zum
Aufgeben seiner bisherigen Haltung in der preußischen Verfassungsfrage
veranlaßt werden.
Vizekanzler v. Payer führte am 2. Oktober 9 Uhr vormittags Mojor
Frhr. v. dem Bussche den versammelten Parteiführern des Reichstages zu.
Der Vizekanzler blieb bei der weiteren Besprechung zugegen. Major Frhr.
v. dem Bussche kannte meine Ansichten und Absichten. Er hatte sich diese
vor seinem Vortrage auch schriftlich niedergelegt. Sein Vortrag war durch-
aus sachlich. Er schilderte die Kriegslage auf dem Balkan, wie sie sich aus
dem Abfall Bulgariens ergeben hatte, vielleicht noch zu günstig und die
Verhältnisse an der Westfront durchaus zuversichtlich, den Truppen spendete
er Lob. Unsere Ersatzlage wurde pflichtgemäß als überaus ernst erörtert und
darauf hingewiesen, daß wir nicht mehr in der Lage seien, unsere Abgänge
zu decken. Die Bataillonsstärken hatten sich auf 540 Köpfe vermindert, und
auch diese Zahl konnte sich nur durch das Auflösen von 22 Divisionen,
d. h. 66 Infanterie-Regimentern, halten lassen. Der Geist des Ersatzes
sei schlecht.
Major Frhr. v. dem Bussche schloß:
„Wir können den Krieg noch auf absehbare Zeit weiterführen, dem