Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

586 Der Endkampf Sommer und Herbst 1918 
  
  
  
  
Gegner schwere Verluste beibringen, verwüstetes Land hinter uns lassen; 
gewinnen können wir damit nicht mehr. 
Diese Erkenntnis und die Ereignisse ließen in dem Herrn General- 
feldmarschall und dem General Ludendorff den Entschluß reifen, Seiner 
Moajestät vorzuschlagen, den Kampf abzubrechen, um dem deutschen Volk 
und seinen Verbündeten weitere Opfer zu ersparen. 
Ebenso wie unsere große Offensive am 15. Juli sofort eingestellt 
wurde, als ihre Fortsetzung nicht mehr im Verhältnis zu den zu bringen- 
den Opfern stand, ebenso mußte jetzt der Entschluß gefaßt werden, die 
Fortsetzung des Krieges als aussichtslos aufzugeben. Noch ist hierzu Zeit. 
Noch ist das deutsche Heer stark genug, um den Gegner monatelang auf- 
zuhalten, örtliche Erfolge zu erzielen und die Entente vor neue Opfer zu 
stellen. Aber jeder Tag weiter bringt den Gegner seinem Ziel näher und 
wird ihn weniger geneigt machen, mit uns einen für uns erträglichen 
Frieden zu schließen. 
Deshalb darf keine Zeit verloren gehen. Jede 24 Stunden können die 
Lage verschlechtern und dem Gegner Gelegenheit geben, unsere augen- 
blickliche Schwäche noch klarer zu übersehen. 
Das könnte die unheilvollsten Folgen für die Friedensaussichten und 
für die militärische Lage haben. 
Weder Heer noch Heimat dürfen etwas tun, was Schwäche zeigt. 
Gleichzeitig mit dem Friedensangebot muß in der Heimat eine geschlossene 
Front entstehen, die erkennen läßt, daß der unbeugsame Wille besteht, den 
Krieg fortzusetzen, wenn der Feind uns keinen Frieden oder nur einen 
demütigenden Frieden geben will. 
Sollte dieser Fall eintreten, dann wird das Durchhalten des Heeres 
entscheidend von der festen Haltung der Heimat und dem Geist, der aus 
der Heimat zum Heere dringt, abhängen.“ 
In seinem Vortrage hat Major Frhr. v. dem Bussche mein Programm 
und auch meine Gedanken ausgesprochen. Nicht nur den Reichstagsabge- 
ordneten gegenüber, sondern auch für die neue Regierung, die aus ihren 
Reihen hervorgehen sollte. Der Soldat, der seit vier Jahren den schwersten 
Kampf mit ungenügenden Mitteln zu führen hat, wird gegen Gefahren 
unempfindlich. Anders der Mann, der solche Schwierigkeiten von unermeß- 
licher Größe plötzlich in hellem Licht zu sehen bekommt. 
Ich hatte zwei Jahre lang wegen Ersatzmangel an die Regierung ge- 
schrieben. Das Hilfsdienstgesetz, meine Bemühungen, seine Abänderung 
zu erreichen, die Frau immer mehr heranzuziehen, meine Anregungen, die 
ich für das Erfassen der Drückeberger und Deserteure in der Heimat ge- 
geben hatte, waren tief begründet, nicht nur durch das Hindenburg- 
programm, sondern durch den Menschenbedarf an der Front. Alles, was
	        
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