* Besprechungen in Spaa 589
die Bildung der neuen Regierung und damit der Abgang der Note be-
gegnete. Ich hatte ihn am 30. September über die Vorgänge in Spaa
unterrichtet und ihn ganz in meinem Gedankengange angewiesen, die Re-
gierung zum schnellen und energischen Handeln zu veranlassen, er solle
jedoch nicht „drängeln“, wohl aber auf die schweren Nachteile hinweisen, die
jeder Tag des Zögerns und der Untätigkeit zeitigen könne. Auch Oberst
v. Haeften gegenüber hatte der Staatssekretär v. Hintze am Nachmittage
des 30. September betont, daß die neue Regierung spätestens am 1. Oktober
nachmittags gebildet sein würde und dann das Friedensangebot am Abend
abgehen könne.
Nach der Besprechung mit Oberst v. Haeften am 1. abends sah ich klar
und erkannte, daß die Voraussetzung des Staatssekretärs v. Hintze nicht
zuträfe. Ich wies jetzt Oberst v. Haeften an, darauf zu achten, daß keine
unnötige Versäumnis entstünde, gab mich aber bei der Lage in Berlin mit
einem Hinausschieben der Absendung der Note zufrieden.
Am 3. Oktober fand eine Sitzung des neuen Kabinetts statt, der der
Generalfeldmarschall als Vertreter der Obersten Heeresleitung beiwohnte;
er sprach sich in gleichem Sinne aus, wie wir es am 29. gegenüber Staats-
sekretär v. Hintze getan hatten, und legte die Ansichten der Obersten Heeres-
leitung für den Reichskanzler in einem von mir für richtig gehaltenen
Schreiben nochmals wie folgt fest:
„Die Oberste Heeresleitung bleibt auf ihrer am Montag, den 29. Sep-
tember dieses Jahres, gestellten Forderung der sofortigen Herausgabe
eines Friedensangebotes an unsere Feinde bestehen.
Infolge des Zusammenbruches der mazedonischen Front, der dadurch
notwendig gewordenen Schwächung unserer Westreserven und infolge der
Unmöglichkeit, die in den Schlachten der letzten Tage eingetretenen sehr er-
heblichen Verluste zu ergänzen, besteht nach menschlichem Ermessen keine
Aussicht mehr, dem Feinde den Frieden aufzuzwingen.
Der Gegner seinerseits führt ständig neue, frische Reserven in die
Schlacht.
Noch steht das deutsche Heer festgefügt und wehrt siegreich alle An-
griffe ab. Die Lage verschärft sich aber täglich und kann die Oberste Heeres-
leitung zu schwerwiegenden Entschlüssen zwingen.
Unter diesen Umständen ist es geboten, den Kampf abzubrechen, um
dem deutschen Volke und seinen Verbündeten nutzlose Opfer zu ersparen.
Jeder versäumte Tag kostet Tausenden von tapferen Soldaten das Leben.
gez. v. Hindenburg."
Der Generalfeldmarschall hat zu der vorstehend erwähnten Tatsache
einer Friedensforderung vom 29. September den handschriftlichen Ver-