Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

600 Der Endkampf Sommer und Herbst 1918 
  
  
linienführung hatten wir doch behalten. Auch die Räumung des Vor- 
geländes der Hermannstellung war noch nicht vollständig beendet. 
Die rückgängigen Bewegungen vollzogen sich glatt. Der Feind prallte 
schon am 10. auf die neuen Stellungen auf und wurde abgewiesen. Er 
hatte am 11. nordöstlich Cambrai gegenüber der 17. Armee einen örtlichen 
Erfolg, der abgeriegelt wurde. Die nächsten Tage bis zum 17. brachten 
neue Kämpfe gegen die 2. und 18. Armee, die im wesentlichen erfolgreich 
für uns verliefen. 
Aus der Zurücknahme der 4. Armee hinter die Lys ergab sich die 
Notwendigkeit, nunmehr auch die 6. und 17. Armee hinter die Schelde in 
die Hermannstellung zu führen. Die 6. Armee stand am 17. noch westlich 
Lille und sollte in der Nacht zum 18. die Stadt räumen. Dieser Bewegung 
hatten sich weiter südlich der rechte Flügel und später die ganze 17. Armee 
anzuschließen. 
Das Ausscheiden der Heeresgruppe Boehn war für den Fall des Be- 
ziehens der Hermannstellung beabsichtigt. Sie war zu schmal geworden 
und konnte in sich nicht den erforderlichen Kräfteausgleich bewirken. Die 
2. Armee trat nun zur Heeresgruppe Rupprecht, die 18. zu der des Deut- 
schen Kronprinzen. Bei dieser war die 9. Armee von der 7. übernommen. 
Auch hier war namentlich wegen der Gestaltung der rückwärtigen Verbin- 
dungen für eine besondere Armee kein Raum mehr. General v. Carlowitz 
wurde Oberbefehlshaber der 2. Armee, während General v. der Marwitz 
die 5. Armee vor Verdun erhielt. Sein Chef wurde mein bisheriger Ge- 
hilfe Oberstleutnant Wetzell. Für General v. Gallwitz war ein besonderes 
Heeresgruppenkommando gebildet. Es hatte sich auch hier wieder als nicht 
gut erwiesen, ein Heeresgruppenkommando mit einer Armeeführung zu 
belasten. 
Die Notwendigkeit, Kräfte zu sparen, hatte noch Ende September der 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Veranlassung gegeben, die Laffauxecke, 
die wiederum viel Kräfte fraß, aufzugeben und in die Stellung hinter den 
Oise—Aisne-Kanal zurückzugehen, die wir nach dem unglücklichen Kampf 
am 22. Oktober 1917 eingenommen hatten. 
Am 2. Oktober wichen auch der linke Flügel der 7. und der rechte der 
1. Armee planmäßig in die Ausgangsstellung des Angriffs vom 27. Mai 
1918 aus. Leider ließ sich noch vor der Ausführung der Bewegung eine 
Division wider jedes Erwarten auf den Höhen nordöstlich Fismes ein- 
drücken. Die Mitte der 7. Armee hielt den Chemin des Dames fest, gegen 
den sich feindliche Angriffe richteten, ohne Erfolg zu erzielen. 
Die Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas beiderseits 
der Argonnen hatte einen günstigen Verlauf genommen trotz der ganz 
außerordentlichen Überlegenheit des Feindes gerade auf diesen Schlacht-
	        
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