Das Ergebnis der Schlacht 53
dem Kraftwagen nehmen und Offiziere des Stabes entsenden. Die Herren
des freiwilligen Automobilkorps haben als Fahrer ganz Hervorragendes
geleistet. Sie führten Fahrten aus, die an die verwegensten Patrouillen—
ritte erinnern. Die wenigen Flieger brauchte ich dringend zur Aufklärung,
zum Überbringen der Meldungen konnte ich sie nicht benutzen. Trotz der
Spärlichkeit der Nachrichtenmittel gelang es doch, stets orientiert zu sein
und die Befehle des Armee-Oberkommandos rechtzeitig durchzubringen.
Ich sprach auch viel selbst am Fernsprecher, spornte an, wo es zweckmäßig
schien, und griff ein, wo es für das Gelingen des Ganzen unerläßlich war.
Dieser persönliche Verkehr mit den Chefs war nützlich, er bot Gelegenheit,
unmittelbar zu hören und einzuwirken.
Wir hatten eine Reihe neuer Quartiere. In Nordenburg kamen wir
das erstemal in einen Ort, der längere Zeit im Besitz der Russen gewesen
war. Die Verschmutzung dort war unglaublich. Der Markt lag voll von
Unrat. Die Stuben waren widerlich verunreinigt.
In Insterburg wohnten wir im Dessauer Hof, in dem gleichen Quar-
tier, das Rennenkampf vorher verlassen hatte. Auch der Großfürst Nikolai
Nikolajewitsch soll erst sehr spät aus der Stadt abgefahren sein.
Wir hatten Gelegenheit, die russischen Stellungen eingehender zu be-
sichtigen. Uns alle überkam tiefes Dankgefühl, daß wir sie nicht hatten zu
stürmen brauchen. Es hätte uns viel Blut gekostet.
Viele russische Truppen sind im August und September in Östpreußen
musterhaft vorgegangen. Weinkeller und Vorräte wurden bewacht. Ren-
nenkampf hielt strenge Zucht in Insterburg. Der Krieg brachte aber doch
unendliche Härten und große Schrecken. Die Kosaken waren grausam und
roh, sie brannten und plünderten. Es wurden viele Bewohner getötet und
Ausschreitungen am Weibe begangen, die Bevölkerung zum Teil ver-
schleppt. Das war größtenteils widersinnig. Man fragte sich vergeblich
nach der Begründung. Den Russen wurde von der Bevölkerung nicht der
geringste Widerstand entgegengesetzt. Sie war fügsam und hat sich, wie es
auch unseren Ansichten entsprach, nicht an dem Kampf beteiligt. Hier trifft
den Russen die Verantwortung für seine Untaten.
Die russische Armee hatte auf Ostpreußen schwer gelastet. Jetzt war
es das stolze Gefühl, deutsches Land vom Feinde befreit zu haben. Der
Jubel und die Dankbarkeit der Bevölkerung waren groß. Das Land ist
nicht errettet worden, damit es unter fremdes Joch kommt. Vor solcher
Schmach bewahre uns der Himmel.
In Insterburg waren wir am 14. September, im Vollgefühl des
Sieges und großer Leistungen. Um so überraschender traf mich meine
Versetzung als Chef der unter dem General v. Schubert in Breslau zu
bildenden Südarmee.