Nachwork.
ie Ereignisse nahmen von Ende Oktober an reißenden Verlauf. Im
Westen wurde das deutsche Heer am 4. November in fester Haltung
in die Antwerpen—Maas-Stellung unter Druck des Feindes von Verdun
her zurückgeführt. Die Elsaß-Lothringer Front hielt sich gut geordnet eines
feindlichen Ansturms gewärtig.
Die k. u. k. Armee löste sich durch die Schlacht in Oberitalien vom
24. Oktober/4. November vollständig auf.
Feindliche Truppen schoben sich gegen Innsbruck vor. Die Oberste
Heeresleitung führte umfassende Maßnahmen zur Sicherung der Süd-
grenze Bayerns durch. Gegen den Balkan wurde die Donau gehalten.
Wir standen allein in der Welt.
Anfang November brach die von der Unabhängigen Sozialdemokratie
vorbereitete Revolution zunächst in der Marine aus. Die Regierung des
Prinzen Max fand nicht die Kraft, die anfangs nur örtlichen Umsturz-
bewegungen russischen Musters im Keime zu ersticken. Ihr entglitt jede
Führungj; sie ließ den Dingen ihren Lauf.
Am 9. November mittags 12 Uhr verkündete Reichskanzler Prinz Max
eigenmächtig die Abdankung des Kaisers. Die alte Regierung erließ an
die Truppen Befehle, die einem Verbot des Waffengebrauchs gleichkamen.
Unmittelbar darauf verschwand sie.
Der Kaiser sah sich vor die vollendete Tatsache gestellt. Auf den Rat
hin, der ihm im Großen Hauptquartier in Spaa erteilt wurde, ging er
nach Holland. Der Kronprinz folgte ihm, nachdem sein vorbehaltloses Angebot
weiteren Dienstes in Berlin abgelehnt war. Die Bundesfürsten traten ab.
Am 9. November sank Deutschland, bar jeder festen Hand und bar
jeden Willens, seiner Fürsten beraubt, wie ein Kartenhaus zusammen.
Wofür wir gelebt und jetzt wiederum vier schwere Jahre lang geblutet
hatten, verschwand. Wir hatten kein Vaterland mehr, auf das wir stolz
sein konnten. Die staatliche und gesellschaftliche Ordnung wurde vernichtet.
Jede Autorität hörte auf. Chaos, Bolschewismus und Terror, undeutsch
ihrem Wort und Wesen nach, hielten ihren Einzug in das deutsche Vater-
land. Arbeiter= und Soldatenräte waren in der Heimat in langer plan-
mäßiger unterirdischer Arbeit vorbereitet und geschaffen. Hierzu waren
Männer da, die an der Front dem deutschen Volk einen anderen Kriegs-