Der Aufmarsch in Oberschlesien 63
v. Woyrsch und sein Chef seien ermordet. Es vergingen viele Tage, ehe
wir klar sehen konnten und erkannten, daß die Gerüchte unwahr seien.
Es war dem Korps gelungen, sich durchzuschlagen. Wir nahmen in
Breslau sofort Verbindung mit ihm auf und forgten, so gut es ging,
für seine Ergänzung und Neuausstattung. Auf seine Bitte erhielt
es auch schwere Artillerie. Wir konnten ihm nur ein Landwehr-
Bataillon geben, das alte Feldhaubitzen hatte. Sie waren sehr schwer
für die schlechten Wegeverhältnisse. Der Wert der schweren Artillerie
wurde aber so hoch eingeschätzt, daß alle Schwierigkeiten überwunden
wurden. Der Beweglichkeit der Artillerie wird oft eine zu große Berück-
sichtigung auf Kosten der Wirkung eingeräumt.
Die Taten des Landwehrkorps sind eine stolze Erinnerung für alle
Beteiligten. Sie bilden zugleich einen vollgültigen Beweis für die Güte
unserer Armee, für die Richtigkeit unserer Heereseinrichtungen sowie für
den hervorragenden Wert der Ausbildung und Erziehung unserer Soldaten
vor dem Kriege. Dies setzte uns in den Stand, im Östen mit Landwehr= und
Landsturmformationen in immer steigendem Maße den Krieg zu führen.
III.
Der Vormarsch nördlich der Weichsel begann am 28. September.
Die k. u. k. 1. Armee schwenkte rechts gegen die untere Nida ein und
ging gegen die Linie Sandomir—Opatow vor.
Die einzelnen Verbände der 9. Armee hatten folgende Vormarsch-
richtungen:
Landwehrkorps über Proschowitze—Pintschow—Opatow,
XI. A. K. über Jendrtschejew, Lagow ebendorthin,
Garde-R. K. über Chentziny, Kielce, Ostrowjetz,
XX. A. K. über Wloschtschowo, Bshin, Ilsha,
XVII. A. K. über Nowo Radomsk, Konssk—Radom,
35. Res. Div. über Petrikau auf Tomaschow,
8. Kav. Div., Ldw. Div. Graf v. Bredow in allgemeiner Richtung Bahn-
hof Koljuschki östlich Lodz.
Vom Feind waren keine neuen Nachrichten eingetroffen. Er leistete
zunächst auch keinen Widerstand und zog sich vor unserem Vormarsch zurück.
Das Hauptquartier ging nach Wolbrom, dann nach Mijechow und
Jendrtschejew. Wolbrom war nur eine Fabrik, die beiden Städte trugen
die Merkzeichen der kleinen verschmutzten polnischen Städte. Wanzen
waren an der Tagesordnung. In Mijechow waren wir sehr weit vorn.
Kosakenpatrouillen streiften in der Nähe. General v. Woyrsch, der sich