Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

68 Der Feldzug in Polen Herbst 1914 
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Gleichzeitig wurde der in das nordwestliche Polen eingerückte 
Landsturm des V., II., XVII. A. K. gegen die untere Bsfhura vor- 
geschoben. « 
Die rückwärtigen Verbindungen wurden einer besonderen Nach— 
prüfung unterworfen, ein Rückzug konnte nur zu leicht nötig werden. Das 
Zerstören der Eisenbahnen wurde unter anderem durch Bereitstellen 
außerordentlicher Sprengstoffmengen vorbereitet. 
Während General v. Mackensen sich seit dem 15. Oktober südlich 
Warschau starker feindlicher Angriffe zu erwehren hatte, versuchte der 
Russe weiter südlich immer wieder die Weichsel zu überschreiten. Es wurde 
nötig, die 37. Inf. Div. des XX. A. K. nach Kalwarija vorzuschieben. Sie 
verhinderte hier den Flußübergang, aber das feindliche Korps, das mit 
Teilen bereits das linke Ufer gewonnen hatte, kam mit einem blauen Auge 
davon. Die Division verblieb in jener Gegend. Sie wurde auch dem Ge— 
neral v. Mackensen unterstellt. 
Die 41. Inf. Div. und die k. u. k. 3. Kav. Tr. Div. standen an der 
Pilitzamündung bis südwärts an Kosjenitze heran. 
Das Garde-R. K. hatte die Einschließung von Iwangorod über- 
nommen. Es wollte den noch bei Kosjenitze auf dem linken Weichsel- 
ufer stehenden Feind zurückwerfen. Es verfügte hierzu auch über eine 
Brigade des XI. A. K., die das Armee-Oberkommando zu seiner Ver- 
fügung herangezogen hatte. 
Der Kampf bei Kosjenitze wird mir stets unvergeßlich bleiben. Tat- 
sächlich wurden vier Brigaden in die enge Weichselschleife geführt, die bei 
dem strömenden Regen ein Sumpfbrei geworden war. Die vor Iwan- 
gorod stehende Brigade wurde durch einen starken russischen Ausfall ge- 
worfen. Ich mußte befürchten, daß der russische Angriff in die Flanke 
jener vier Brigaden stieß, die ohne Entwicklungsraum in ihrer Verteidi- 
gung aufs äußerste beschränkt waren. Ich habe in der Nacht kein Auge 
zugetan. Am nächsten Morgen stellte sich die Lage vor Iwangorod als 
nicht so gespannt heraus. Die Kämpfe bei Kosjenitze in dem Sumpfbrei 
dauerten an, da der Russe angriff. Alle beteiligten Truppen denken mit 
Schrecken an sie zurück. 
Entsprechend dem Nordwärtsschieben des Garde-R. K. hatte das 
Landwehrkorps die Überwachung der Übergangsstelle bei Nowo Alexan- 
drija übernommen. 
Als der Kampf bei Kosjenitze noch in vollem Gange war, erhielt ich 
die Fliegermeldung, daß starke feindliche Kräfte auch südlich Iwangorod 
die Weichsel überschritten hätten. Unsere Lage mußte dadurch ungemein 
ernst werden. Irgendwelche Reserven standen dem Armee-Oberkommando 
nicht zur Verfügung, alles war verausgabt. Es war gut, daß die Meldung
	        
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