Full text: Ludendorff, meine Kriegserinnerungen 1914-1918

Kämpfe an der Weichsel 69 
—c 
sich als falsch erwies. Der Flieger hatte die Kampfstelle bei Kosjenitze als 
südlich Iwangorod liegend angesprochen. 
Bei dem Landwehrkorps waren keine besonderen Ereignisse ein- 
getreten. Ein Brückenschlag bei Kasimjersh südlich Nowo Alexandrija 
wurde verhindert. Weiter stromauf verhielt sich der Russe noch ab- 
wartend. 
Die Absicht, die Weichsellinie zu gewinnen, war erreicht, aber 
Warschau und Jwangorod blieben in Feindeshand, und nördlich von 
Iwangorod bei Kosjenitze hatte der Feind eine, wenn auch schlechte Über- 
gangsstelle gewonnen. 
VI. 
Der k. u. k. Armee südlich der Weichsel war es nicht gelungen, den San 
zu überschreiten und östlich von Przemysl Gelände zu gewinnen. General 
v. Conrad hoffte indessen, noch Erfolge zu erringen. 
Je länger sich die Entscheidung südlich des San hinzog, desto drin- 
gender wurde die Verstärkung des linken Flügels der 9. Armee in seiner 
immer gespannter werdenden Lage. Sie stand in vollster Wechselwirkung 
mit den Ereignissen am San. Ging es hier vorwärts, so konnten Gefahren 
bei Warschau in den Kauf genommen, andernfalls mußten wir bei Warschau 
erdrückt werden. 
Das Eintreffen von Verstärkungen konnte die Lage eine Zeitlang 
halten. Von der Obersten Heeresleitung war nichts zu bekommen. Sie 
hatte die neugebildeten Armeekorps gegen DBypern eingesetzt, das 
XXV. R. K. nach Ostpreußen geschickt, wo die Lage ernster ge- 
worden war. 
Das Armee-Oberkommando dachte an ein Freimachen des Garde- 
R. K., des Landwehrkorps und des XI. A. K. aus der Weichselverteidigung 
durch k. u. k. Truppen und ihr Verschieben nach Norden oder, und dies 
wäre uns das Liebste gewesen, an eine Verstärkung des linken Flügels 
unmittelbar durch diese Verbände. Die an der Weichsel eingelebten deut- 
schen Korps konnten dann dort verbleiben. Die Weichsellinie war damit 
wirklich gesichert. Jede Ablösung mußte zudem kostbare Zeit erfordern. 
Die Lage duldete keine Verzögerung. 
General v. Conrad hielt ebenfalls eine Verstärkung der Kampffront 
nördlich der Pilitza für nötig, er sprach sich aber entschieden dagegen 
aus, daß dort k. u. k. Truppen mit Ausnahme der beiden Kavallerie= 
Divisionen verwendet würden. Wir wandten uns an die Oberste Heeres- 
leitung, Seine Majestät der Kaiser an den Kaiser Franz Joseph, der 
wohlwollend antwortete. Das k. u. k. Oberkommando blieb aber bei 
seiner Ansicht. Die Ablösung der drei preußischen Korps wurde befohlen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.