Chef bei der Südarmee 89
Stellungskrieg die Frontbreiten erheblich größer sein durften, als man bis-
her angenommen hatte. Aus der 9. Armee konnte eine Reihe von Divi-
sionen zu anderer Verwendung herausgezogen werden. Die Fortsetzung des
Frontal-Angriffs hier oder südlich der Pilitza, die von einer Stelle angeregt
wurde, verwarf ich. Für die ungarische Front wurden das Generalkom-=
mando des II. A. K., die 1. Inf. Div., 48. Res. Div., außerdem eine ver-
stärkte Brigade zu drei Regimentern, aus denen später eine Garde-Dioision
gebildet wurde, und die 5. Kav. Div. freigemacht. Gleichzeitig wurden auch
noch weitere Reserven zur Verfügung des Oberbefehlshabers Ost heraus-
gezogen. Konnte mit Zuhilfenahme der in Aussicht gestellten Verstärkungen
die von General v. Conrad beabsichtigte Offensive geführt werden, so war
das besser als reine Abwehr.
General v. Conrad seinerseits beschloß, die Truppen an der serbischen
Grenze nach Möglichkeit zu schwächen und alles Verfügbare nach den Kar-
pathen zu fahren. Er beabsichtigte, mit den Hauptkräften zwischen Uschoker-
und Dukla-Paß den Hauptstoß auf Przemysl zu führen. SÖstlich hier-
von sollten die deutschen Truppen, verstärkt durch k. u. k. Formationen, als
deutsche Südarmee unter General v. Linsingen, einem besonders umsich-
tigen und tatkräftigen Führer, dem Vorgehen der Hauptkraft auf Przemysl
als rechte Flankenstaffel folgen.
Die deutsche Südarmee war zu schwach, als daß man mit ihr eine
Umfassung einleiten konnte. Diese hätte weit nach der Bukowina aus-
greifen müssen. Solchen Gedanken entsprach auch das Eisenbahnnetz nicht.
Während der Besprechungen über die Operationen wurde ich durch
ein Telegramm der Obersten Heeresleitung überrascht, daß ich General-
stabschef der Südarmee geworden sei.
Der Generalfeldmarschall v. Hindenburg wollte sich nicht von mir
trennen. Er bat in einem ausführlichen Schreiben Seine Moajestät, mich bei
seiner Person und in meiner bisherigen Stellung zu belassen.
Ich nahm indessen, wie seinerzeit in Insterburg, Abschied vom Stabe
und trat meine neue Stellung an, war jedoch sicher, bald wieder zurück-
zukommen.
Auf der Fahrt in die Karpathen hatte ich eine Besprechung mit den
Generalen v. Conrad und v. Falkenhayn in Breslau, bei der die näheren
Einzelheiten des Aufmarsches und der Operationen festgestellt wurden.
Eine besondere Behandlung fand die Ausstattung der Truppen. General
v. Conrad hielt eine Gebirgsausrüstung nicht für nötig. Als ich später in
das Aufmarschgebiet kam, stellte sich aber deren Notwendigkeit mit zwin-
gender Gewalt heraus. Mit Eifer ging ich an ihre Beschaffung.
Wir wurden in Ungarn wie auch später bei der Befreiung Sieben-
bürgens von der Bevölkerung sehr warm ausgenommen. Als wir aber