Neue Weisungen 91
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stens nicht in solchem Maße zur Stützung der österreichisch-ungarischen
Fronten gebraucht worden; wir hätten auf die Dauer mehr Kräfte für den
Westen verfügbar gehabt. Allerdings beklagt sich auch Österreich-Ungarn,
daß wir im Herbst 1914 in Frankreich nicht gesiegt hätten, und daß es
allein der russischen überlegenheit preisgegeben gewesen sei. Es war für
uns jedenfalls ein Verhängnis, daß wir mit absterbenden Staaten wie
Österreich-Ungarn und der Türkei verbündet waren. Ein Jude in Radom
sagte zu einem meiner Herren, er könne nicht verstehen, daß ein so lebens-
warmer und kräftiger Körper wie Deutschland mit einem Leichnam zu-
sammenginge. Er hat recht gehabt, aber lebenskräftige Kampfgenossen
sollte Deutschland nicht gewinnen. Wir unterließen es auch, den absterben-
den Verbündeten wenigstens vorübergehend neue Lebenskraft zu geben.
Ich habe die Verhältnisse Österreich-Ungarns erst im Laufe des Krieges
kennengelernt, vorher hatte ich dazu keine Gelegenheit. Einen solchen Tief-
stand zu sehen, überraschte mich. Unsere verantwortlichen Stellen hatten
wohl erkannt, daß die Doppelmonarchie zum kranken Mann in Curopa
geworden war, nur haben sie nicht die richtige Folgerung daraus gezogen.
Wir hätten ihr Treue halten und sie führen sollen, statt uns ihr zu ver-
schreiben und ihrer überlegenen, aber einseitigen Politik zu folgen.
Mein Aufenthalt in Munkacs dauerte nicht lange. Ende Januar war
ich bereits wieder in Posen in meiner alten Stelle. Ich hatte eine an-
regende Zeit hinter mir und Wesentliches nicht versäumt.
II.
Bei dem Oberbefehlshaber Ost war inzwischen die Weisung der Obersten
Heeresleitung eingetroffen, daß drei neue Korps und das XX I. A. K. für
den Osten in der ersten Februarhälfte zur Verfügung stünden. Die Oberste
Heeresleitung hatte den Austausch des X XI. A. K. gegen ein neues in
Rücksicht auf dessen elsaß-lothringischen Ersatz für notwendig gehalten. Die
Unzuverlässigkeit eines Teils der reichsländischen Soldaten an der West-
front steigerte sich mit der Länge des Krieges. Sie kamen deshalb meistens
nach dem Osten. Dadurch wurden auch die vielen treuen Elsaß-Lothringer
getroffen. Es war nicht möglich, für jeden einzelnen das Richtige zu
finden. Im Jahre 1918 wurden für die Offensive in Frankreich alle jünge-
ren Leute der Ostarmee entnommen und dem Westen zugeführt, dabei auch
die entsprechenden elsaß-lothringischen Jahrgänge, über die die Truppen
stellenweise sehr geklagt haben. Im Osten haben sich die Elsaß-Lothringer
tadellos, das XXI. A. K. hervorragend geschlagen.
Es war mit der Obersten Heeresleitung verabredet worden, die vier
Armeekorps zu einem Schlage gegen die der 8. Armee gegenüberstehenden