Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

96 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz= und Arbeiterfragen 
  
  
lich auch Frauen, bestehen, ist aber sicher, und eine Milderung dieser Gegen- 
sätze daher erwünscht. « 
f) Die Vertreter der freien Gewerkschaften führen Klage darüber, daß 
ihre Tätigkeit vielfach durch die stellvertretenden Generalkommandos ge- 
hindert sei, daß letztere unter dem Einfluß der Industrie ständen und daß 
die Bestimmungen und Erlasse des Kriegsministeriums bzw. der General- 
kommandos über Versammlungen, Streiks usw. aufreizend und schädlich 
wirkten. Die Stimmung der Arbeiter sei daher nicht günstig. Ich glaube 
nach Einzelfällen annehmen zu können, daß manche Fehler vorgekommen 
sind, und daß es wichtig ist, solche zu vermeiden. Der Unterschied zwischen 
den ruhigen, zuverlässigen und den unbedingt kurz zu haltenden, aufsässigen 
Elementen (meist Jugendliche, Frauen und einige Hetzer) läßt sich vielleicht 
schärfer betonen. Eine Kontrolle der Verfügungen der Generalkommandos 
ist vielleicht angezeigt. Daß hieraus keinesfalls Nachgiebigkeit entstehen 
darF, ist selbstverständlich. Ich habe den hier anwesenden Arbeitervertretern 
wiederholt zum Ausdruck gebracht, daß ich Streiks unter keinen Um- 
ständen für berechtigt halte und daß Streikende als Landesverräter zu be- 
trachten seien. 
g) Das Hilfsdienstgesetz ist hier nur kurz gestreift worden. Im all- 
gemeinen war Verständnis dafür, daß es nötig sei, die Lücken zu schließen, 
und daß diese Maßnahme die ordentlichen Arbeiter in keiner Weise treffe, 
sondern im Gegenteil die Faulenzer aus anderen Kreisen. Daß diese An- 
derungen des Hilfsdienstgesetzes nötig sind, ist meines Erachtens klar, und 
ich kann nur bitten, sie umgehend auf dem Verordnungswege durchzu- 
setzen. 
n) Von dem Vertreter der nationalen Berufsverbände wurde aus- 
geführt, daß die frühere Regierung die sozialdemokratischen Gewerkschaften 
überschätzt und daher zu gut behandelt habe, im Gegensatz zu seinen Ver- 
bänden, die politisch kaltgestellt seien. 
Ich muß bemerken, daß auch ich schon früher nicht verstanden habe, 
weshalb man unbedingt zuverlässige Verbände, d. h. die Gelben, vor den 
Kopf stößt. Auch sie haben meines Erachtens ein unbedingtes Recht, wie 
die sozialdemokratischen Gewerkschaften in Schlichtungsausschüssen sowohl 
wie in Behörden (Kriegsamt, Kriegsernährungsamt, Wirtschaftsamt usw.) 
mitzureden. Ich bitte dieser, meines Erachtens sehr ernsten Frage näher- 
zutreten. Daß man national und wirtschaftlich denkende Leute einfach aus- 
schaltet, weil sie eben zuverlässig sind und man ihrer sicher ist, scheint mir 
aus innerpolitischen Gründen nicht zweckmäßig. 
i) Von verschiedener Seite wurde geklagt, daß bei vielen Behörden, 
namentlich militärischen, keine Okonomie der Kräfte herrsche. Beispiels- 
weise seien manche Behörden mit 4 bis 5 Stunden Dienstzeit fertig. Nach
	        
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