Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Streiks 101 
  
  
dabei jedoch wesentlich um militärische Maßnahmen handelt, so habe ich 
mich dieserhalb an den Herrn Kriegsminister unmittelbar gewandt. 
Euer Exzellenz mögen aus vorstehendem ersehen, daß ich die Be- 
deutung der Streiks nicht unterschätze und es für sehr wesentlich halte, sie 
zu verhindern. Um nicht mißverstanden zu werden, moöchte ich jedoch hin- 
zufügen, daß ich keinesfalls einem Eingehen auf irgendwelche Wünsche der 
Streikenden, sei es in politischen oder wirtschaftlichen Forderungen, das 
Wort reden will. Ich bin nach wie vor fest überzeugt, daß es nur durch 
Stärke und Festigkeit gelingen kann, auf die Dauer größere Streiks zu ver- 
hindern und die eingangs erwähnten, durch Streiks zu befürchtenden Übel- 
stände nach Möglichkeit auszuschließen. 
Ich glaube aussprechen zu sollen, daß ich die Folgen eines jeden Nach- 
gebens für viel schwerer ansehe, auch wenn dadurch momentan der Streik 
beigelegt wird, als der Ausfall in der Rüstungsindustrie und die sonstigen 
Schäden wirken würden, wenn es bei Verweigerung aller Streikforde- 
rungen wirklich zum Ausbruch eines größeren Streiks kommen würde. 
gez. v. Hindenburg. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres Gr. H. Qu., den 18. 2. 1918. 
II Nr. 6626 geh. op. 
An den Kriegsminister. 
Eurer Exzellenz danke ich zunächst für die Übersendung der Abschrift 
des Seiner Majestät dem Kaiser über die Streiks erstatteten Berichts vom 
5. 2. 1918 Nr. 930/18 geh. A. 1. 
Ich stimme Eurer Exzellenz durchaus darin zu, daß weitere Streiks 
vorbereitet und stellenweise wohl auch ausbrechen werden. Ich habe mich 
deshalb trotz aller Bedenken auch bei der vorgestrigen Besprechung mit 
Euer Exzellenz Vertretern einverstanden erklärt, Truppen und Ersatz in 
Deutschland zu belassen. Bei zukünftigen Streiks werden wir nicht immer 
darauf rechnen können, eine Schädigung der Rüstungsindustrie auszu- 
schalten, wie es diesmal gelungen ist. Bei dem in nächster Zeit wahrschein- 
lich enorm steigenden Bedarf an Munition und Gerät aller Art kann daher 
ein Streik außerordentlich ungünstig wirken. Schließlich ist ein Streik und 
die dadurch eintretende Beunruhigung im Innern unter allen Umständen 
ungünstig für die Stimmung des an der Front kämpfenden Heeres, auf- 
munternd für den Feind und wirkt nach dieser Richtung kriegsverlängernd. 
Diese schwerwiegenden militärischen Bedenken haben auch Veranlassung 
zu dem anliegend") in Abschrift beigefügten Schreiben an den Herrn 
Reichskanzler gegeben. Ich darf um vertrauliche Behandlung dieses 
Schreibens bitten. 
*) Schreiben an den Reichskanzler vom 17. Februar 1918. Der Verfasser.
	        
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