104 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz= und Arbeiterfragen
1. an allen Stellen einen noch wesentlich weitergehenden Ersatz der
männlichen Arbeitskräfte durch weibliche zu erreichen,
2. alle Arbeitskräfte in der Kriegswirtschaft freizumachen, die bei
schärfster Anspannung überflüssig sind oder nicht voll ausgenutzt werden.
Ich bin überzeugt, daß vielfach noch immer entbehrliche Arbeitskräfte aus
zur Zeit nicht zu billigenden Gründen in den einzelnen Industriezweigen
festgelegt sind. Eine nochmalige eingehende Prüfung und dauernde Über-
wachung der Unternehmer scheint mir notwendig.
3. Einschränkung aller nicht unbedingt notwendigen Produktion. Der
Beginn ist bereits durch die vom Kriegsministerium auf meine Vorschläge hin
angeordnete Einschränkung der Kriegsmaterial-Lieferungen gemacht worden.
Wir werden auf diesem letzteren Gebiete aber wohl noch weitergehen
müssen. Wir müssen allerdings damit rechnen, daß diese weiteren Ein-
schränkungen der Kriegswirtschaft sich in der Heimat wie im Heer fühlbar
machen werden. Das muß ertragen werden, wenn nur das unbedingt
Nötige gesichert ist.
Eine solche Maßnahme bedarf sorgsamer Vorbereitungen, damit der
Produktionsrückgang allmählich erfolgt und die untere zulässige Grenze
nicht unterschreitet.
Als Unterlage für diese Vorbereitungen (außer den zufließenden Ge-
nesenen und den bereits aus der Kriegswirtschaft vom 1. 4. bis 30. 6. frei
zu machenden 30 000 Mann) sind weitere je 50 000 Mann aus der Kriegs-
wirtschaft auszulösender kriegsverwendungsfähiger Ersatz (vor allem In-
fanterie und Fußartillerie) zu überweisen.
Bei der Einschränkung der Rüstungsindustrie ist darauf Bedacht zu
nehmen, daß folgende Industrien keine Einschränkung erleiden:
I. Rohstoffe: 1. Kohle, 2. Stahl, insbesondere Hartstahl, 3. wich-
tigste Rohstoffe und Vorprodukte, insbesondere für Pulver, Sprengstoffe,
4. Düngemittel.
II. Fertigfabrikate: 1. U-Boote, 2. Schienen und Geschoß-
hüllen, 3. Pulver und fertige Munition, 4. Flugzeuge, 5. Lokomotiven
und Lastkraftwagen aller Art.
Bezüglich der Kohle muß sogar eine Erhöhung der Produktion und
damit Zuweisung von Menschenkraft erfolgen, wenn anders wir nicht im
nächsten Winter die gleichen schweren Erschütterungen unseres Wirtschafts-
lebens erdulden wollen wie im letzten Winter. Ich unterstütze daher noch-
mals die dahinzielenden Anträge des Reichskohlenkommissars.
Ich wäre dankbar, wenn zwecks Beschleunigung über die vorstehend
erwähnten Punkte baldigst eine Besprechung stattfände, in der zunächst eine
grundsätzliche Einigung zwischen den zuständigen obersten Dienststellen
über Umfang, Zeitpunkt und Art der Durchführung usw. stattfände. An-