Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Schreiben des Generalgouverneurs in Belgien 131 
  
  
In erster Linie wird die Ausführung von Privatbauten jeglicher Art, 
soweit sie nicht im öffentlichen Interesse unbedingt geboten ist, zu verbieten 
sein. Ferner kommen neben dem Baugewerbe für eine weitere Ein- 
schränkung auch die sonstigen nicht für Kriegszwecke arbeitenden In- 
dustrien, wie z. B. die Edelmetallindustrie, Textilindustrie usw., in Be- 
tracht. Dabei wird allerdings nicht daran gedacht werden können, diese 
Industrien völlig stillzulegen, weil andernfalls der Wiederaufbau des deut- 
schen Wirtschaftslebens nach dem Kriege aufs höchste gefährdet werden 
würde. 
Was endlich die Abgabe von Arbeitern aus der Landwirtschaft an die 
Industrie betrifft, so ist eine solche nur in ganz geringem Maße und auch 
nur für zwei oder höchstens drei Wintermonate möglich. 
gez. Lewald. 
24. 
Der General-Gouverneur in Belgien. Brüssel, den 22. 2. 1917. 
P. A. 1 1652 
An den General d. Juf. Ludendorff. 
Euer ExzellenzI“) Der Chef meiner Politischen Abteilung, Freiherr 
v. der Lancken, erstattete mir Meldung über seine nach Rücksprache mit dem 
Herrn Reichskanzler mit Euer Exzellenz gepflogenen Unterredungen. 
Seinem Berichte entnehme ich mit Genugtuung, daß auch Euer Exzellenz 
den Wunsch hegen, eine gedeihliche Zusammenarbeit der Ihnen nachgeord- 
neten Stellen mit den mir unterstellten Behörden in allen Angelegenheiten 
zu fördern, bei denen die Interessen der Heeresleitung und die Notwendig- 
keiten der mir anvertrauten Verwaltung zugleich zu Worte kommen müssen. 
Euer Exzellenz wissen, und Herr v. der Lancken hat mir bestätigt, daß 
mein oberstes Bestreben von jeher gewesen ist, den Erfordernissen der 
Kriegführung in weitestgehendem Maße gerecht zu werden. Nach wie vor 
bin ich entschlossen, die Interessen des Heeres jeder anderen Rücksicht vor- 
anzustellen. 
Euer Exzellenz ist aber auch nicht unbekannt, daß die Reichspolitik es 
dringend von mir verlangt, bei der Verwaltung des mir anvertrauten Ge- 
biets Werte zu schaffen, die den Krieg überdauern. Wenn ich bemüht bin, 
dieses Land in einer Weise zu verwalten, wie sie dem deutschen Ansehen 
in der Welt förderlich ist, und wenn ich danach strebe, einen Zustand zu 
schaffen, der es gestattet, Belgien nach dem Kriege als Werkzeug für den 
*) Das Schreiben hat mit Arbeiterfragen im besondern nichts zu tun. Es kenn- 
zeichnet nur die Stellung des Generalgouverneurs gegenüber der Obersten Heeres- 
leitung. Der Verfasser.
	        
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