136 III. Finanzfragen, Löhne und Kriegsgewinne
Nr.]Brief-Nr. Empfänger Inhalt
1|d Nr-1160 Kriegsminister Schreiben des Ministers des Innern.
28. 6. 1
9.
II Nr. 9043 Minister Stellung zu Lohnfragen.
geh. op. 2.7.18 des Innern
10. Ie/II Kriegsminister Allgemeine Erhöhung der Löhne für alle bei mobilen
Nr. 93 101 Truppenteilen befindlichen Unteroffiziere und Mann-
op. 26. 7. 18 schasten erforderlich. (Teuerung, Vergleich mit Lebens-
führung in der Heimat.) Desgl. Erhöhung der Offi-
ziers-Witwen= und -Waisen-Pensionen.
1.
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 9. 3. 1917.
II Nr. 2452 geh. op.
An den Kriegsminister.
Es ist unverkennbar, daß eine Reihe von unerquicklichen Erscheinungen
im Innern allmählich auch auf die Stimmung des Heeres einen unheil-
vollen Einfluß ausüben muß. Bei der Wichtigkeit, daß in unserem Heer
der gute Geist, der bei dem Zurückbleiben unserer Rüstungsindustrie für
den militärischen Ausgang des Krieges doppelt entscheidend ist, erhalten
bleibt, weise ich pflichtmäßig auf die hauptsächlichsten Übelstände hin, mit
der dringenden Bitte, ihnen mit allen Kräften entgegen zu treten.
1. Namentlich müssen die fortgesetzten Lohnsteigerungen
außerordentlich verbitternd auf unsere Soldaten einwirken. Es liegt auch
eine ungeheure Ironie darin, daß der Soldat, der an der Front Leben
und Gesundheit einsetzt, mit wenigen Groschen gelöhnt wird, während der
Jabrikarbeiter daheim allmählich Löhne bezieht, die vielfach das Gehalt
der höheren Beamten usw. überschreiten. Ein hoch gqualifizierter Fach-
arbeiter steht heute oft auf mehr Gehalt, wie ein Stabsoffizier in der Front.
Ebenso schlimm wirkt dieses Mißverhältnis in der Heimat selbst, wo
Hilfsdienstpflichtige und Frauen mit militärisch Eingezogenen oder mit Be-
amten nebeneinander arbeiten, und die ersteren bei geringerer Leistung
und Verantwortung oft das Vielfache an Lohn erhalten wie die anderen.
Am schwersten sind dabei die Familien der Militärpersonen getroffen.
Wenn man es für nötig erachtete, aus Sparsamkeitsgründen seinerzeit
die Offiziersgehälter zu kürzen, so dürfte ein solches Verfahren jedenfalls
den Hilfsdienstpflichtigen usw. gegenüber wohl in erhöhtem Maße ge-
boten sein.
2. Außerordentlich ungünstig wirken ferner die durchweg erfolgreichen
Streiks. Ausgehend vom tatsächlichen Nahrungsmangel, springen sie meist
auf Lohnerhöhungen über, die von den Fabriken glatt erfüllt werden
müssen, weil sonst die Heereslieferungen noch mehr zurückgehen würden.
Die Arbeiter wissen dies und nutzen es, von gewissenlosen Hetzern ge-