140 III. Finanzfragen, Löhne und Kriegsgewinne
nach dem Kriege in Frage stellen müsse. Der Grund liegt darin, daß die
Kosten des Krieges ganz unnatürlich gestiegen sind. Nunmehr ist
das Protokoll der Sitzung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten am
21. 10. über die Rückwirkung der Löhne in der Rüstungsindustrie auf die
Löhne der Staatseisenbahnverwaltung und das Schreiben des Chefs des
Kriegsamts vom 23. 11. über den Abbau der Preise für Lebensbedürfnisse
zu meiner Kenntnis gelangt. Sie bestätigen durchaus die oben erwähnte
Auffassung des Herrn Staatssekretärs des Reichsschatzamts und die Not-
wendigkeit einer Abhilfe.
Da die Lösung dieser Frage somit für die Weiterführung des Krieges
und die zukünftige militärische Stärke des Reichs von außerordentlicher
Bedeutung sind, halte ich es für meine Pflicht, mit einigen Bemerkungen
auf die angeschnittenen Fragen einzugehen:
An sich war es erklärlich, daß der Mangel an Rohstoffen, Lebens-
mitteln und Arbeitskräften im Kriege zu einer allgemeinen Preissteigerung
geführt hat. Diese Steigerung wäre so lange erträglich gewesen, als sie
sich den allgemeinen Einkommensverhältnissen bei Staat und Einzelper-
sonen anpaßte, d. h. nicht zu übertriebenen Verdiensten auf der einen Seite,
übertriebenen Ausgaben auf der anderen Seite führte, und solange sie uns
nicht in eine ungünstige Lage für die Friedenszeit brächte, wenn wir auf
dem Weltmarkt wieder in Konkurrenz treten.
Diesen Rahmen haben wir aber überschritten. Die Preissteigerung
erstreckt sich auf folgende Gebiete:
a) Kriegsgewinn der Unkernehmer. Die Gewinne in der Kriegs-
industrie und der sonstigen Kriegslieferanten sind ganz zweifellos zum
großen Teil über jedes gerechte Maß hinaus hoch. Sie kosten dem Staat
unermeßlich viel Geld. Ich begrüße daher die Bestrebungen zur Ein-
schränkung der Kriegsgewinne, die besonders in letzter Zeit hervorgetreten
sind, sowie die Absicht, den Gestehungskosten bis zu den Rohstoffen hinab
nachzugehen und auf Grund dieser Feststellungen eine vernünftige Preis-
festsetzung eintreten zu lassen. Es ist dabei wohl mit Widerstand seitens
der Lieferanten zu rechnen. Volle Klarheit und damit wirkliche Resultate
werden sich daher nur erreichen lassen, wenn die Kommissionen zur
Prüfung der Preise das Recht erhalten, eidliche Vernehmungen vorzu-
nehmen oder vornehmen zu lassen. Ich darf darauf aufmerksam machen,
daß in England der Einfluß des Staates auf die Festsetzung der Preise
bis ins einzelne geht, daß die meisten Kriegsbetriebe unter genauester staat-
licher Aufsicht stehen und daß in England z. B. bei Stahl und Eisen im
Laufe des Krieges trotz erheblichen Steigens der Löhne eine starke Senkung
der Preise eingetreten ist.
b) Rohsioffe. Wir haben aber nicht nur in der Rüstungsindustrie