Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

142 III. Finanzfragen, Löhne und Kriegsgewinne 
  
  
getan werden. Inzwischen müssen wir jedenfalls jede weitere ungerecht- 
fertigte Steigerung der Löhne unbedingt verhindern. 
Alsdann wird jedoch auch ernsthaft an einen Abbau der zu hohen 
Löhne in der Kriegsindustrie herangegangen werden müssen. Ich habe 
schon erwähnt, daß dem Anwachsen dieser Löhne keine entsprechende 
Steigerung der Einkommen der anderen Arbeiterkreise gegenübersteht. Das 
ist aber auch für den gesamten Mittelstand und die große Zahl der Fest- 
besoldeten der Fall. Dieser Zustand ist unhaltbar. Wir haben nur zwei 
Möglichkeiten: entweder wir belassen die Löhne in der Kriegsindustrie auf 
der jetzigen Höhe, so müssen wir dafür sorgen, daß die Einkommen der 
erwähnten Schichten und Stände entsprechend heraufgesetzt werden; eine 
solche Belastung wäre vom Staate kaum zu tragen. Oder wir bauen die 
Löhne der Rüstungsindustrie auf erträgliche Grenzen ab, dann werden 
wir zwar keineswegs ganz auf die Steigerung der Einkommen der Fest- 
besoldeten verzichten können, wohl aber werden wir sie in erträglichen 
Grenzen halten können. 
Außerdem aber fordert auch der uns bevorstehende Kampf um die 
Wiederaufrichtung unserer Stellung auf dem Weltmarkte gebieterisch 
eine Herabsetzung der Löhne"). Dieser Kampf wird am schwersten in der 
ersten Friedenszeit sein. Wann der Krieg zu Ende geht, weiß niemand. 
Die Maßnahmen, die uns zu gesunden Verhältnissen bei Verdienst, Ein- 
kommen und Löhnen führen sollen, dulden daher keinen Aufschub. Daß 
wir bei Rückkehr in die Friedenswirtschaft die hohen Löhne nicht tragen 
können, ist selbstverständlich. Ein plötzlicher Abbau erst in diesem Augen- 
blick würde aber zu unübersehbarer Rückwirkung in den Arbeiterkreisen 
führen und die berechtigte Unzufriedenheit namentlich derer, die an der 
Front Blut und Leben eingesetzt haben, wachrufen müssen. 
J. A. gez. Ludendorff. 
4. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 26. 12. 1917. 
II Nr. 72 467 op. II. Ang. 
An den Staatssekrekär des Reichsschatzamts. 
Über die am 19. d. Mts. im Reichsschatzamt stattgehabte Sitzung betr. 
Löhne, Lebensmittelpreise usw. ist mir von meinem Vertreter Bericht 
erstattet. 
Ich möchte erneut betonen, daß ich alle Mittel, weitere Lohnerhöhungen 
zu vermeiden und den allmählichen Abbau einzuleiten, im Interesse des 
Heeres für sehr wichtig erachte. Denn gerade die hohen Löhne der daheim- 
*) Damals schien mir noch die Hoffnung berechtigt, der allgemeinen Teuerung zu 
steuern. Der Verfasser.
	        
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