Notwendigkeit des Abbaus der Löhne 143
sitzenden Arbeiter lobwohl diese Löhne sich nur auf eine beschränkte Ober-
schicht erstrecken), erbittern die Leute an der Front und verderben den
Geist der Truppe. Es ist aber auch zu bedenken, daß, wenn die hohen
Löhne erst nach dem Friedensschluß verschwinden, dies auf die gesamte
Arbeiterschaft eine sehr üble Wirkung haben muß. Die daheim gebliebenen
Arbeiter wie die Zurückkehrenden werden das Empfinden haben, daß die
Rückkehr der Soldaten zur Lohndrückung benutzt wird. Damit treiben wir
unsere Soldaten in das Lager der Linksradikalen. Anderseits ist es
natürlich ausgeschlossen, die hohen Löhne etwa in die Friedenswirtschaft
hineintragen zu wollen.
Als Mittel, Lohnsteigerungen jedenfalls auszuschließen und den Abbau
vorzubereiten, kommen in Betracht:
1. Verhinderung einer Erhöhung der Preise der rationierten Lebens-
mittel.
2. Beseitigung des Schleichhandels.
3. Senkung der Preise für Gebrauchsgegenstände (Schuhe, Kleider)
auf ein vernünftiges Maß.
4. Erfassung der Unternehmergewinne, soweit sie unzulässig hoch sind.
5. Maßnahmen, daß sich die Unternehmer nicht die Arbeiter durch
Anbieten immer höherer Löhne wegziehen.
Ich würde es dankbar begrüßen, wenn Euer Exzellenz diese vom mili-
tärischen, finanziellen und sozialen Standpunkt aus so überaus wichtige
Frage mit den übrigen zuständigen Behörden auch weiterhin energisch ver-
folgte. I. A.: gez. Ludendorff.
5.
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 9. 1. 1918.
II Nr. 74 785 op.
An den Kriegsminister.
Ich verkenne die vom Staatssekretär des Reichsschatzamts betonte
schwere Finanzlage für jetzt und nach dem Kriege nicht und bin durchaus
seiner Ansicht, daß das deutsche Volk sparen lernen muß. Ich bin aber
grundsätzlich dagegen, daß bei Heeresangehörigen angefangen wird, und
zwar aus folgenden Gründen:
1. Die Löhne für Rüstungs= usw. Arbeiter sind erheblich, zum Teil
ins Sinnlose gestiegen, ebenso zum Teil die Gewinne der Unternehmer
und Produzenten. Die zunehmende Verschuldung des Reichs beruht mit
hierauf in erheblichem Umfange. Ich kann deshalb nur immer wieder
betonen, daß hier mit der Abhilfe anzusetzen ist. Da ist es aber angeblich
unmöglich, und zwar zumeist aus der Überlegung, daß diese Herren dann
weniger leisten würden, d. h. mit anderen Worten Verräter am Vaterlande