Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Ungesunde Finanzlage 147 
  
  
Kriegsausgaben an den Herrn Kriegsminister gerichteten Schreibens zu 
übersenden. Ich halte die Forderung nach Herabsetzung des Kriegsgeld- 
bedarfs für so dringlich, daß ich von der in meinem Schreiben vom 18. 3. 
1918 gegebenen Anregung nicht abzugehen vermag. Wenn dort Bedenken 
gegen die Übernahme in der Kommission durch einen Vertreter der O. H. L. 
bestehen, wird sich dies durch eine andere zu erörternde Formgebung der 
Kommission beseitigen lassen. 
Euer Exzellenz sehen in erster Linie den Weg zur Verminderung der 
Ausgaben in der Einschränkung der Unternehmergewinne, einer ver- 
ständigen Rohstoffwirtschaft, in der Verhinderung weiterer Lohn- 
steigerungen bzw. allmählicher Zurückschraubung zu hoher Löhne und 
schließlich in der Verhinderung einer weiteren Preissteigerung der Lebens- 
mittel und anderer Gegenstände des täglichen Lebens. Das Zutreffende 
dieser Ansicht wird von mir nicht verkannt, jedoch kann dies allein nicht 
zum Ziele führen. Notwendig ist nebenher eine Einschränkung der Aus- 
gaben für das Heer, soweit wie sie nicht ein unmittelbares Erfordernis der 
Kriegsbereitschaft darstellen. Auch dieser Weg muß daher trotz aller Be- 
denken, die dagegen sprechen mögen, beschritten werden. 
Ich gebe zu, daß die Herabsetzung in der Fertigung verschiedener 
kostspieliger Gegenstände eine Ersparnis herbeigeführt hat. Euer Exzellenz 
wird es aber ebenso wie mir bekannt sein, daß diesen Ersparnissen auf 
der anderen Seite infolge von höheren Anforderungen des Kriegsbedarfs 
Mehrausgaben gegenüberstehen, welche die absolute Ersparnis auf einen 
Betrag von monatlich 6 bis 9 Millionen M. herabdrücken, der erst zu 
Beginn des nächsten Jahres sich über diesen Betrag auf 15 bis 20 Mil- 
lionen M. erheben wird. Es sind das Zahlen, die gegenüber den Gesamt- 
ausgaben für das Heer, die sich jetzt schon seit längerer Zeit monatlich auf 
über 3000 Millionen M. belaufen, als nennenswert und irgendwie ins 
Gewicht fallend nicht angesehen werden können. Ich möchte daher, wie 
ich in meinem Schreiben an den Herrn Kriegsminister ausgesprochen habe, 
nicht den Vorschlag wiederholen, daß die Ausgaben der Heeresverwaltung 
durch eine Kommission nachgeprüft werden, und werde mir erlauben, 
sobald die Antwort des Herrn Kriegsministers eingegangen ist, Euer Ex- 
zellenz zu bitten, einen Vertreter zur Besprechung dieser Angelegenheit mit 
mir zu übersenden. Ich will mich dabei auf eine Kommission oder auf 
mehrere Kommissionen und überhaupt auf die Form nicht festlegen. 
Kompetenzbedenken und Organisationsschwierigkeiten müssen zurücktreten, 
wenn es sich um eine für die Kriegführung lebenswichtige Frage handelt. 
I. V.: gez. Graf Roedern. 
10“
	        
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