Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

148 III. Finanzfragen, Löhne und Kriegsgewinne 
  
Der Reichskanzler (Reichsschatzamt). Berlin, den 22. 4. 1918. 
I. L. 6214. 
Auf das Schreiben vom 26. 3. 18 — 2076. 3. 18. 2. 2. 
An den Kriegsminister. 
Euer Exzellenz versprechen sich von dem mir übersandten Erlaß vom 
24. 3. 1918 — 296. 18. g. Z. 2 — betreffend Einschränkung der Kriegs- 
ausgaben und dem im Anschluß an ihn an die Euer Exzellenz unterstellten 
Departements und Abteilungen erteilten Befehl zur Prüfung der Frage, 
welche Weisungen im einzelnen zur Erzielung der Ausgabenein- 
schränkungen zu geben sind, einen Erfolg für die Verminderung der Kriegs- 
ausgaben, den auch ich lebhaft herbei wünsche. Trotz der eindringlichen 
und ernsten Sprache, die dieser Erlaß spricht, fürchte ich aber, daß er das 
Schicksal aller vorausgegangenen Verfügungen und Erlasse, die sich in der 
gleichen Richtung bewegt haben, teilen wird d. h. der Vergessenheit an- 
heimfällt, wenn ihm nicht durch unmittelbare und persönliche Einwirkung 
der Nachdruck verliehen wird, der allen Verwaltungsstellen den vollen Ernst 
der Lage vor Augen führt. Diese persönliche unmittelbare Einwirkung 
erwarte ich von einer Kommission, die in einem gewissen Umfange mit 
der Machtvollkommenheit ausgestattet sein mag, dort einzugreifen, wo ein 
Mißstand, eine offensichtlich mit der Notwendigkeit zu sparen nicht er- 
trägliche Auffassung der Kriegsnotwendigkeit zutage tritt. Aber auch dort 
wird sie in der Lage sein, zur Herabsetzung des Kriegsgeldbedarfs mitzu- 
wirken, wo ein unmittelbarer Eingriff vielleicht an sich nicht zweckmäßig 
wäre, sondern wo es sich nur darum handelt, das Urteil der verschiedenen 
Dienststellen zu schärfen, denen Euer Exzellenz Erlaß es anheim gibt, 
welche Wege zur Erzielung von Ersparnissen einzuschlagen sind. 
Die Gefahr, die in einer solchen Kommission zu erblicken wäre, ist, 
glaube ich, nicht so hoch zu veranschlagen, wie Euer Exzellenz sie fürchten. 
Es ist ein Mittel, das Euer Exzellenz meines Wissens selbst bei Gelegenheit 
angewendet haben, als es sich darum handelte, aus den behördlichen und 
gesellschaftlichen Organisationen Ersatz für die Front auszulesen, das auch 
der O. H. L. nicht fremd ist und angewandt wurde, um die Einrichtungen 
hinter der Front einer durchgreifenden Anderung zu unterziehen. War 
die Anwendung dieses Mittels hier nicht ausgeschlossen, halte ich es trotz 
Euer Exzellenz Bedenken, die, wie ich nicht verhehlen will, allerdings aus 
anderen Gründen, auch die O. H. L. geltend gemacht hat, dann nicht für 
ausgeschlossen, wenn es gilt, die letzten Kräfte des Reichs in finanzieller 
Beziehung bis zum endlichen Waffensiege zusammenzufassen. Die Heeres- 
verwaltung hat auf verschiedenen Gebieten unter Beiseitelassen aller Kom- 
petenz-Bedenken, wenn es sich um lebenswichtige Fragen der Krieg- 
führung handelte, Organisationen geschaffen, die vortrefflich funktioniert
	        
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