Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

170 IV. Kriegswirtschaft, Beschaffungsfragen 
  
  
Zu 3.: Die Forderungen zu 1 und 2 würden an sich eine Erhöhung 
der Leistungen der Industrie bedeuten, während gerade, wie eingangs 
nachgewiesen, eine Entlastung nötig ist. Um also 1 und 2 zu erfüllen, ist 
unabweisbar nötig, auf anderen Gebieten der Kriegswirtschaft durch- 
greifende Entlastung vorzunehmen. Hierfür kommen in Frage: alle 
Kriegswaffen, wie Geschütze, Minenwerfer, Handwaffen, Helme und 
Panzer, Fahrzeuge. Unter dem Gesichtspunkte, daß die Ausstattung des 
Heeres im allgemeinen programmäßig durchgeführt ist, und daß Neu- 
aufstellungen nicht mehr in größerem Umfange zu gewärtigen sind, handelt 
es sich bei all diesen Gegenständen im wesentlichen darum, den Abgang 
mit Sicherheit zu ersetzen und für dauernde Kriegsbrauchbarkeit der vor- 
handenen Bestände Sorge zu tragen. 
Diese Einschränkungen werden vielleicht im einzelnen nicht so sehr eine 
bedeutende Ersparnis an Kohle und Stahl darstellen, aber in der Ge- 
samtheit doch eine erhebliche Entspannung der gesamten Industrie bringen, 
vor allen Dingen aber auch gestatten, die Fabriken wieder mehr als bisher 
auf Spezialgegenstände einzustellen. Z. B. wird es ein wesentlicher Vorteil 
sein, wenn eine Fabrik, die jetzt Lokomotiven und Kanonenrohre liefert, 
wieder nur auf Lokomotiven gestellt wird. « 
Vom finanziellen Standpunkt aus wird diese Maßregel zunächst keine 
Ersparnis an Kosten bringen, weil erhebliche Entschädigungen zu zahlen 
sein werden. Immerhin ist auf die Dauer mit Ersparnissen zu rechnen. 
Bei Festsetzung der Zahlen für die einzelnen Einschränkungen bleibt zu be— 
achten, daß es sehr schwer ist, nachträglich einen in einer Fabrik auf— 
gegebenen Gegenstand dort erneut in Fertigung zu nehmen. Infolgedessen 
erscheint es nötig, die Zahlen so festzusetzen, daß man mit Dauerlieferungen 
in gleicher Höhe für längere Zeit rechnen kann. Der an sich günstigere und 
wirksamere Schritt, vorübergehend einzelne Industrien völlig abzustoppen, 
ist leider nicht anwendbar. 
Über den Umfang der Einschränkungen bei den einzelnen Gegen- 
ständen hat am 14. 3. 1918 im Gr. H. Qu. eine Besprechung mit Vertretern 
des K. M., A. D. stattgefunden. Ich halte hiernach die in der Anlage 1 
angegebenen Zahlen für angebracht. Natürlich können Rücksichten auf die 
günstige Ausnutzung einzelner Fabriken, Arbeiterverhältnisse usw. Ab- 
weichungen und Verschiebungen bedingen. 
Betreffs der Munitiorn liegt die Sache schwieriger. Ich hatte mit 
einer Erreichung des 12 Millionen-kg-Pulver-Programms zum Frühjahr 
1918 gerechnet. Abgesehen davon, daß diese Pulverleistung zur Zeit 
ebenfalls zu meinem lebhaften Bedauern nicht erreichbar ist, zwingt auch
	        
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