Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

176 IV. Kriegswirtschaft, Beschaffungsfragen 
  
  
Unter diesen Verhältnissen war größte Sparsamkeit geboten, und die 
Kampftätigkeit mußte aufs äußerste eingeschränkt werden. Dieser Muni- 
tionsmangel zwang damals z. B., von einem Angriff auf Verdun Abstand 
zu nehmen, obwohl er sehr erfolgversprechend war. 
3. Der Verbrauch steigt von Beginn des Krieges an bis zum Schluß 
fortdauernd sehr stark. Er betrug z. B. für Feldkanonen monatlich im 
Jahre 1914 rund 40 Züge, 1915 rund 53 Züge, 1916 rund 108 Züge, 1917 
rund 133 Züge, 1918 rund 200 Züge. 
Für leichte Feldhaubitzen im Jahre 1914 12 Züge, 1915 45 Züge, 1916 
96 Züge, 1917 135 Züge, 1918 207 Züge. 
Im Jahre 1918 tritt zuerst das Hindenburgprogramm voll in die Er- 
scheinung. Trotzdem haben wir auch im Jahre 1918 niemals Überfluß 
gehabt. Daraus mag man folgern, wie schwer wir oft während der ganzen 
übrigen Zeit unter Munitionsmangel gelitten haben. 
4. Zu beachten bleibt ferner noch, daß wir zu Beginn des Krieges fast 
gar keine Minenwerfer hatten, während wir gegen Ende hin über viele 
Tausende von leichten, mittleren und schweren Minenwerfern verfügten. 
Die sehr erheblichen Munitionsmengen für Minenwerfer müssen also noch 
hinzugerechnet werden. 
Die gesamten Betrachtungen spiegeln wieder, daß der große Krieg im 
Vergleich zu früheren Kriegen ein „Materialkrieg“" war. Das heißt, daß 
die Kriegsmaschinen, Gewehre, Maschinengewehre, Geschütze und Minen- 
werfer eine immer ausschlaggebendere Rolle gewannen. Alle diese Waffen 
benötigten aber Munition, und deshalb war die Munitionsfrage von so 
ungeheurer Tragweite. Hätten wir uns rechtzeitig vor dem Kriege darauf 
eingerichtet, so wäre der Krieg wohl in wenigen Monaten zu unseren 
Gunsten entschieden gewesen. 
Einen Einfluß auf den Munitionsverbrauch hatte selbstverständlich die 
Verstärkung des Heeres während des Krieges. Wir hatten: 
Inf. Div. Feldgesch. Schw. Gesch. 
nach beendeter Mobilmachung 927) 6 780 2 630 
im August 11116 1937 8 614 6 169 
im Herbst 191117 227 10 930 6 525 
*) Das Wachsen der Dioisionszahl nach beendeter Mobilmachung bis August 1916 
erklärt sich zum Teil aus der Umwandlung der Divisionen von 12 auf 9 Infanterie- 
Bataillone unter Neuaufstellung der Artillerie und sonstigen Formationen und die Zu- 
sammenfassung von Landwehr und Landsturmsormationen in den Diovisionsverband. 
Der sehr erhebliche Rest waren wirkliche Neuformationen auch an Infanterie. 
  
 
	        
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