Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Versorgung der Landwirtschaft 201 
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heit an Futtermitteln auch nur einigermaßen auszugleichen. Es ist aber 
keine Frage, daß die Futter- und Lebensmittelknappheit anhalten und 
schließlich mittelbar die Leistung des Heeres gefährden wird. Die Ver- 
wertung der Zellulose als Futtermittel ist und bleibt daher von außer- 
ordentlicher Tragweite. Es muß angestrebt werden, Rüben und Kartoffeln 
für Viehfütterung ganz durch Zellulose zu ersetzen und so die genannten 
Früchte völlig für menschliche Ernährung freizumachen. Glückt es, dar- 
über hinaus Zellulosemehl auch für menschliche Nahrung geeignet herzu- 
stellen, so wäre dies ein besonders wichtiger Fortschritt. 
Ich bitte um Mitteilung, wieviel Fabriken nach System Oexmann im 
Betrieb oder im Bau sind und welche Leistungen sie zur Zeit haben oder 
im Herbst haben werden. Ebenso bitte ich um Aufklärung, inwieweit das 
Colsmansche Verfahren sich bewährt hat und wie weit es fortgeschritten ist. 
Da es nicht ausgeschlossen ist, daß ein starker Widerstand namentlich der 
bäuerlichen Bevölkerung gegen die aufgeschlossene Zellulose einsetzen wird, 
muß meines Erachtens durch Belehrung einerseits und seinerzeit durch die 
restlose Beschlagnahme der zur Viehfütterung angesetzten Kartoffeln 
usw. ein Zwang zur Verwendung von Zellulose ausgeübt werden. Für 
baldige Beantwortung dieser auch für das Heer überaus wichtigen Fragen 
wäre ich besonders dankbar. J. A.: gez. Ludendorff. 
5. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 13. 4. 1917. 
II Nr. 52 604 op. 
An den Kriegsausschuß für Ersatzfukter. 
Für den übersandten Bericht danke ich bestens. Ich begrüße es mit 
Freuden, daß der Ausschuß sich so vielseitig und erfolgreich mit dieser 
wichtigen Frage beschäftigt. Gleichzeitig möchte ich aber bemerken, daß 
meines Erachtens eine durchgreifende Hilfe nur durch großzügigste 
Ausnutzung der Zelluloseaufschließung zu erreichen ist. Ich habe in dieser 
Beziehung auch unter dem 7. 4. 1917 an den Herrn Reichskanzler ge- 
schrieben und füge Abschrift dieses Schreibens hier bei. Ich bitte, mit allen 
Kräften für eine Steigerung der Produktion einzutreten. Daß die Arbeit 
des Ausschusses für das deutsche Volk von ausschlaggebender Bedeutung 
werden wird, darüber dürfte wohl jetzt allgemein Übereinstimmung herr- 
schen. Ich nehme daher auch an, daß genügend Geldmittel zur Durch- 
führung der dortigen Absichten zur Verfügung gestellt sind. 
I. A.: gez. Ludendorff.
	        
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