Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Denkschrift über Bevölkerungspolitik 223 
  
zeit, strengere Anforderungen im Dienst, größere Milde bei den Invalidi- 
sierungen usw. die Zunahme der Entlassungen begründen. 
6. Bei den Gestellungspflichtigen steht als Untauglichkeitsgrund die 
allgemeine Schwächlichkeit obenan (etwa 1/, aller Untauglichen). 
7. Der Einfluß der Schule auf die Militärtauglichkeit zeigt sich in 
solgendem: 
a) Von den höheren Schulen haben die Landwirtschaftsschulen 
die meisten Tauglichen geliefert, die Gymnasien die wenigsten. Dazwischen 
stehen Realschulen und Realgymnasien. 
b) Jelänger der Schulbesuch gedauert hat, gesto geringer 
ist die Zahl der Tauglichen unter den Schülern. 
) Die Tauglichkeit nimmt aber noch stärker ab, je mehr Zeit zwischen 
dem Verlassen der Schule und der Meldung zum Dienst verflossen ist. 
Es ist also namentlich die Zeit nach der Schule, welche sich für die 
körperliche Entwicklung der jungen Leute als besonders ungünstig 
erweist. 
Es ergibt sich hieraus, daß neben der Vertiefung und Ausgestaltung 
schulhygienischer Maßnahmen mehr als bisher alle Bestrebungen 
zur gesundheitlichen Förderung der männlichen Jugend nach 
dem Verlassen der Schule gefördert werden müssen. 
8. Der Gesamtkrankenzugang hat in der preußischen Armee, 
einschließlich der kgl. Sächsischen und Württembergischen Kontigente, in den 
letzten 35 Jahren um 35,2 v. H. abgenommen, durchschnittlich jährlich 
um 1 v. H. 
9. Gegenüber den Heeren der übrigen europäischen Staaten ist der 
Gesundheitszustand des preußischen bzw. deutschen 
Heeres sehr günstig. 
10. Besondere Beobachtung beanspruchen die venerischen 
Krankheiten in der Armee. 
a) Die Abnahme dieser Krankheiten ist am größten in der preußischen 
und bayerischen Armee. 
b) Die großen Städte liefern die meisten venerischen Erkran- 
kungen, auch die weitaus meisten geschlechtskranken Soldaten. 
c) Die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, deren Ausbreitung in 
der Zivilbevölkerung und Armee aufs engste zusammenhängen, 
ist für Volk und Heer eine Lebensaufgabe. 
11. Die Todesfälle haben in der Armee in den letzten 35 Jahren 
um 73,1 v. H. abgenommen, im jährlichen Durchschnitt um 2,1 v. H. 
Gegenüber den fremden Armeen weist die deutsche Armee bei weitem 
die niedrigste Sterbeziffer auf.
	        
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