224 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Krlegsteilnehmer
Die Selbstmordhäufigkeit hat sich im preußischen Heere in
den letzten Jahrzehnten erheblich verringert und ist nicht höher als ihre
Zahl in der gleichaltrigen männlichen städtischen Zivilbevölkerung.
12. Der Einfluß der Armee auf das Volk wirkt erziehlich in
gesundheitlicher und geistiger Beziehung. Der günstige Einfluß
der Armee auf die Zivilbevölkerung ist zahlenmäßig an den Sterbetafeln
nachzuweisen.
Auch unmittelbar ist der Einfluß fühlbar: in der Hilfe des
Sanitätskorps bei ausgebrochenen und drohenden Epidemien, durch Auf-
deckung körperlicher Fehler usw. der bei der Aushebung untersuchten
Militärpflichtigen und Zuführung der Erkrankten in geeignete Behandlung,
durch Aufdeckung gesundheitlicher Schäden und Mängel in bestimmten
Gegenden, Berufsgruppen usw.
13. Die Dienstzeit wirkt nachweisbar günstig ein auf die
geistige Entwicklung der Mannschaften durch Erziehung zu
größerer geistiger Regsamkeit, Klarheit und Entschlossenheit im Denken
und Handeln. ·
Die vorstehenden Leitsätze bilden den Niederschlag eines sehr großen,
zuverlässigen und genau durchgearbeiteten Materials von Zahlen und Tat-
sachen; sie geben eine Übersicht über unsere Wehrkraft vor dem Kriege und
führen schon zu Hinweisen auf künftige Aufgaben.
Der Krieg hat sie bestätigt.
D. Deutschlands Wehrkraft im Kriege.
Der Weltkrieg hat an die Größe und Güte der deutschen Wehrkraft
unerhörte Anforderungen gestellt; die körperlichen, geistigen und seelischen
Kräfte des Heeres haben eine über jede Voraussicht schwere Belastungs-
probe bisher siegreich bestanden.
II. Wiederhersiellung und Hebung der deutschen Volks- und Wehrkraft.
A. Volkskraft.
1. Die Grundlage des Staates ist die Familiez; sie hängt ab von
der Zahl und der Fruchtbarkeit der Ehen. Vornehnmlichster
Zweck der Ehe ist die Fortpflanzung.
2. Die Zahl der Ehen ist seit 1900 zurückgegangen; sie läßt sich
vermehren:
a) Jeder gesunde, zeugungs= und erwerbsfähige Mann hat — von
Ausnahmefällen, wie Zölibat, abgesehen — die natürliche Pflicht und
— bei dem Überschuß an heiratsfähigen deutschen Frauen — auch die
Möglichkeit der Eheschließung.