Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

16 I. Friedensarbeit für die Verstärkung der deutschen Wehrkraft 
  
  
in den ersten großen Kämpfen annehmen, am 30. bis 40. Mobilmachungs- 
tage, vielleicht im günstigsten Falle etwas später, aufgebraucht sein. An 
einzelnen Stellen wird früher Munitionsmangel eintreten, an anderer 
Stelle Munition noch vorhanden sein, ohne daß ein Ausgleich möglich ist. 
4. Die beabsichtigten Maßnahmen und ihr Ein- 
fluß auf den Munitionsverbrauch im Felde. Schluß- 
folgerung. Die beabsichtigten Maßnahmen — Beschaffung von Feld- 
artillerie-Munition bis zu 1200 Schuß pro Geschütz und eines zweiten 
Munitionszuges für die schweren Feldhaubitz-Bataillone — werden natur- 
gemäß die Lage verbessern. Für eine wirklich energische Kriegführung, 
die noch mit nicht gebrochenen, vielleicht neuen Gegnern über den 40. bis 
50. Mobilmachungstag hinaus zu rechnen hat, fehlen aber auch dann die 
erforderlichen Munitionsmengen, und der Umfang der Mobilmachungs- 
lieferungen hilft dem nicht ab. Da mit diesem Umfang anscheinend als 
mit etwas Feststehendem zu rechnen ist, so bleibt nichts anderes übrig, als 
die Munitionsbestände im Frieden zu vermehren. Diesem trägt die Forde- 
rung nach einem dritten und vierten Bedarf für die schwere Feldhaubitze 
Rechnung, für die Feldartillerie ist die Erhöhung über 1200 Schuß 
pro Geschütz geboten. 
Ich verkenne nicht die Bemühungen des Kriegsministeriums, 
die Munitionsausrüstung des Heeres sicherzustellen, ich habe mich 
schon verschiedentlich dafür bedankt. Auf der anderen Seite muß 
aber zugegeben werden, sobald dem Grundgedanken meiner Aus- 
führungen beigetreten wird, nach denen unserer Lage zufolge die 
Friedensbestände und die Mobilmachungslieferungen den Munitions- 
bedarf nicht decken werden, daß die Vorbereitung für den Krieg, 
soweit die Munitionsfrage in Betracht kommt, keine vollkommene ist und 
daß dadurch der Kriegführung ernste Hemmnisse entstehen können. Es 
muß alles geschehen, daß diese ernste Lage abgekürzt wird. Wenn 
3. B. der zweite Bedarf für die schwere Feldhaubitze, den ich bereits 
unter dem 29. 1. 1909 beantragt habe, erst bis zum Jahre 1917 beschafft 
werden soll, so ist das ein Hinausschieben, das ich in hohem Maße für be- 
denklich ansehe. Ich beantrage wirklich entscheidende Maßnahmen und 
die baldige Bereitstellung der erforderlichen Mittel. Die Fabriken werden, 
wenn sie ihren Betrieb erweitern, den erhöhten Anforderungen Rechnung 
tragen. 
Ich bin fest überzeugt, daß in einem großen europäischen Kriege die 
letzten gefüllten Protzen einen wesentlichen Einfluß auf dessen Ausgang 
haben werden. Da wir mit zwei Gegnern rechnen müssen, die zusammen 
uns erheblich überlegen sind, so müssen wir auch erheblich mehr Munition 
wie jeder einzelne von ihnen bereitstellen. gez. v. Molttee.
	        
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