234 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Kriegsteilnehmer
——
den Nikotin= und Alkoholmißbrauch ausrichten, wird eine stärkere Besteue-
rung (Monopol) des Tabaks und Alkohols dem übertriebenen Verbrauch
dieser Genußmittel am ehesten abhelfen. Auch aus finanzpolitischen
Gründen wird diese schwerlich mehr zu umgehen sein.
47. Der vorzeitige Rikotinmißbrauch schädigt das Nerven-
system, das Herz und die Blutgefäße, die Verdauungsorgane und die
Nieren; außerdem verführt er zu leichtsinniger Geldverschwendung. Tabak-
rauchen Jugendlicher und Tabakverkauf an sie bis zu 17 Jahren zu ver-
bieten, Eltern und Jugend besser zu belehren.
48. Noch weit größere körperliche, sittliche und ökonomische Schäden
richtet der Alkoholmißbrauch an.
Deutschland gab im Jahre 1911 aus:
für geistige Getränkee 4026 Mill. M.“)
-Tabak 10866
* Heer und Marine 1274
Volksschusen 670
Versicherungswesen ... . . 6852
Gesamtausgaben des Reichs .. . . 2897 . -
Reichsschulden. .. 40944
im Jahre 10901:
= Brtttttt 1700
Fleisch ... .2250-.
V,.dergefamten Kartoffelernte, Vuder Roggens und Gerstenernte
wanderte in die deutschen Brauereien und Brennereien, außerdem wurden
noch für 320 Mill. M. ausländische Gerste und Kartoffeln zum großen Teil
für Alkoholherstellung angekauft.
Darunter leiden Volksernährung und pvvermehrung, Volkswirtschaft
und -kraft, Gesundheit und Sittlichkeit.
Für den wachsenden Körper ist Alkohol Gift, für den erwachsenen
zwar, wenn mäßig genossen, ein zunächst nervenanregendes Genußmittel,
jedoch kein Nährmittel und Kraftspender. Regelmäßiger und unmäßiger
Verbrauch schädigt den Körper und Charakter. Alkohol und Krankheit,
Alkohol und Unfälle, Alkohol und Armut, Alkohol und Verbrechen bilden
die innigsten Zusammenhänge.
49. Gegenmittel. Aufklärung und Erziehung durch Staat und
Gemeinde, Kirche und Schule, Unterstützung der Mäßigkeits- und Enthalt-
samkeitsbewegungen („Deutscher Verein gegen Mißbrauch geistiger Ge-
tränke“, „Guttemplerorden“, „Blaukreuz“ usfw.) Vermehrung der Trinker-
*) Geh. Reg.-Rat Dr. Lissner: „Die Zukunft der Verbrauchssteuern in Deutsch-
land“ in „Finanzwirtschaftliche Zeitfragen“, Stuttgart, Ferd. Enke.