Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

238 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Kriegsteilnehmer 
  
64. Für Durchhalten der Erntevorräte bis zur neuen 
Ernte ist gesorgt. Die Preissteigerung der Lebensmittel ist erheblich, bleibt 
aber für Brotgetreide und Kartoffeln hinter England zurück. 
65. Auf die Notwendigkeit der Erhaltung und Stärkung der ein- 
heimischen Landwirtschaft ist schon mehrfach hingewiesen; Schutzzölle, Ver- 
mehrung der bäuerlichen und kleinbäuerlichen Bevölkerung und Siedlung, 
Neuland (Ostseeprovinzen), Rückwanderung, Versorgung mit Dungmitteln, 
— Luftstickstoff —, Maschinen und elektr. Kraft als Ersatz der verminderten 
Menschenkraft, ländliche Wohnungs= und Gesundheitsfürsorge. 
66. Bergbau und Eisenindustrie, die Grundpfeiler der 
deutschen Kriegsindustrie, sind bis zum Hochstmaß der 
Leistungsfähigkeit beschäftigt, desgleichen Waffen= und Muni- 
tions-, Automobil-, Flugzeug-, Waggonbau-- und 
Maschinenindustrie sowie die Unternehmungen zur Herstellung 
von Kriegsgerät. Neue große Fabrikanlagen sind geschaffen, 
die Erzeugung dauernd gesteigert worden. Die Gewinnergebnisse 
der Privatbetriebe gestatteten — bei großen Reservestellungen, Abschrei- 
bungen und Steuerrücklagen — doch noch erhöhte Dividendenverteilungen. 
67. Auch der Kalibau, die Zinkhütten, diechemische und 
pharmazeutische Industrie haben sich bewährt und vergrößert. Hin- 
gegen leiden andere große Gewerbezweige an Arbeiter= und Kohlen--, sowie 
an Rohstoff= und Absatzmangel und unter sonstigen Kriegseinwirkungen 
(Hausbesitz, Baugewerbe, Hotelgewerbe, Seeschiffahrt u. a. m.). 
68. Die wichtigsten Rohstoffe sind im Lande ausreichend vor- 
handen, Ersatzstoffe zum großen Teil mindestens in dem Umfange 
beschafft, in dem sie unentbehrlich sind, manche — z. B. Luftstickstoff statt 
Thilisalpeter — werden schon jetzt in einer den Friedensbedarf der deut- 
schen Landwirtschaft übersteigenden Menge herzestellt; für Verdoppelung 
der Produktion ist bereits Fürsorge getroffen. 
Die Ergänzung der fehlenden Rohstoffe für den Friedensbedarf 
(Wolle, Baumwolle, Leder, Metalle, Schwefel, Gummi und sonstige Kolo- 
nialprodukte) wird ebenso wie die Umstellung und Wiedereröffnung von 
Betrieben Zeit und Kräfte kosten. 
Auch hierfür ist schnelle Wiedereinfuhr, Sicherstellung durch Handels- 
verträge, Zuteilung von verfügbar werdenden Arbeitskräften und Schiffs- 
raum nach Maßgabe des stärksten Bedürfnisses vom Staate zu betreiben. 
69. Die aus Kriegsnotwendigkeiten heraus neugeborenen Umter 
und Hilfsorganisationen ((Griegsamt, Kriegsernährungsamt 
usw.) müssen noch bis zu beendeter militärischer und wirtschaftlicher De- 
mobilmachung tätig bleiben.
	        
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