264 XI. Bevölkerungspolitik und Fürsorge für Kriegsteilnehmer
Ich begrüße es daher mit besonderer Freude, daß die öffentlichen
Mittel, die zur Abbürdung der jetzigen Mehrbaukosten dienen sollen, den
Kriegsteilnehmern vornehmlich zugedacht sind.
Mit Euer Exzellenz beklage ich das Daniederliegen der Bautätigkeit
während des Krieges und die Hindernisse, die sich der Beschaffung der
nötigen Baustoffe, — besonders Ziegel und Kalk — noch immer entgegen-
stellen.
In erster Linie gebricht es an Kohlen für die Ziegeleien. Ich bleibe
dauernd darauf bedacht, die Forderungen an den Kohlenkommissar auf
das für die Kriegszwecke zulässige Mindestmaß zu beschränken.
Die Beurlaubung von Zechenarbeitern und Bergleuten läßt sich vor-
derhand nicht ermöglichen; auch die Gestellung von Gefangenen stößt auf
Schwierigkeiten. Vielleicht aber lassen sich noch ausländische Arbeiter für
diese Zwecke anwerben.
Von größter Bedeutung sind die von Euer Exzellenz berührten gesetz-
geberischen Maßnahmen.
Gerade weil die Bautätigkeit selbst noch auf lange Zeit hinaus danieder
liegt, die Wohnungsnot sich also noch erheblich steigern wird, ist es nötig,
den in dieser Hinsicht Notleidenden wenigstens die feste Aussicht zu er-
öffnen, daß ihre berechtigten Wünsche bestimmt erfüllt werden, sobald
genügend Baustoffe und Bauarbeiter wieder zur Verfügung stehen werden.
Inzwischen müssen die gesetzgeberischen Akte wegen der Bauzuschüsse und
des Baugeländes vollzogen werden. Dann werden die von der Wohnungs-
not am meisten betroffenen breiten Schichten geduldiger die bedrückende
Einengung der Wartezeit ertragen und sich weniger leicht zu Unruhen und
Ausschreitungen hinreißen lassen.
Unsere bisherige Gesetzgebung leidet an dem Mangel an Sicherungen
gegen die zunehmende Verteuerung des Grund und Bodens, der Mieten
und dadurch der ganzen Lebenshaltung.
Bisher sind alle früheren Gehalts= usw. Verbesserungen größtenteils
durch ein sofort einsetzendes Emporschnellen der Boden= und Mietspreise
verschlungen worden. Es besteht die Gefahr, daß auch die geplanten
öffentlichen Zuschüsse zu dem Bau von Kleinwohnungen binnen kurzer Zeit
in die Hände der Grundstücksspekulation übergehen.
Diese Befürchtung wird von allen geschäftlich nicht hierin verstrickten
Seiten geteilt und ist je länger je mehr Gemeingut gerade auch der an
Wohnungsnot leidenden Kriegsteilnehmer geworden. Sie stellt eine der
schwersten vaterländischen Sorgen der Männer dar, denen die Erhaltung
unserer Volks= und Wehrkraft am Herzen liegt.
Gegen diese Gefahr gibt es nur ein auf die Dauer sicher wirkendes
Mittel: die gesetzliche Bindung des öffentlich als Bauland ausgegebenen