308 XVI. Über den V-.Boottrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons
gen Politik, eine so einschneidende Maßregel, wie sie der rücksichtslose
U-Bootkrieg darstellt, nicht ohne Beteiligung des Reichskanzlers beschlossen
werden könnte.
Ich bedauere lebhaft, daß der Verlauf der August-Verhandlungen eine
jeden Zweifel ausschließende Klarheit in der Situation nicht geschaffen hatte.
gez. v. Bethmann Hollweg.
4.
Der Reichskanzler. Berlin, den 27. 11. 1916.
A. D. 4311.
I.-Nr. 24 578.
An den Chef des Generalstabes.
Dem geplanten Friedensangebot haben nunmehr auch Bulgarien und
die Türkei zugestimmt. Kleinere von Bulgarien angeregte ünderungen
am Text der Rote können im Laufe dieser Woche erledigt werden. In-
sofern ist die Aktion also vorbereitet.
Das Hilfsdienstgesetz wird, wie ich hoffe, diesen Donnerstag oder
Freitag verabschiedet werden. Ein Zwischenraum von etwa acht Tagen
zwischen seiner Verabschiedung und der Aktion selbst wird genügen, um
keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen.
Ob und wann das Friedensangebot gemacht wird, entscheidet sich aus-
schließlich nach der militärischen Lage. In dieser Beziehung erscheint mir
als notwendige Voraussetzung die Erreichung eines gewissen Höhepunktes,
der jedoch noch nicht in einen stationären Zustand überzugehen droht, und
gleichzeitige menschenmögliche Sicherheit vor etwaigen für die Gesamtlage
entscheidenden Rückschlägen. Ob deshalb die angekündigte große italienische
Offensive gegen Triest und, falls auch sie zu erwarten ist, die russische
Offensive an der siebenbürgischen Nordostfront ohne Rücksicht auf unser
Vorgehen in der Walachei zuvor abgewartet werden muß, kann wohl nur
militärisch beurteilt werden.
Die Aussichten des Angebots bleiben ungewiß. Nach den vorliegenden
Nachrichten macht die Friedensstimmung in Frankreich Fortschritte. In
Rußland scheinen die inneren, allerdings stets nur sehr unsicher zu be-
urteilenden Zustände eine fortschreitende Desorganisation der Regierungs-
gewalt anzukündigen. England war in letzter Zeit unruhig wegen der
Lebensmittelfrage, des U-Bootkrieges, der Niederlage Rumäniens und
wegen mangelnden Vertrauens in die Zuverlässigkeit Rußlands. Inwie-
weit der ersichtlich auf englisches Betreiben erfolgte Sturz Stürmers die
Lage zu unseren Ungunsten verschoben hat, läßt sich noch nicht übersehen.
Im ganzen möchte ich nach wie vor annehmen, daß ein von uns gemachtes