312 XVI. Über den U.-Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons
Fortschritt, der den Stolz Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildete, in
Trümmer zu legen. Deutschland und seine Verbündeten, ÖOsterreich-Ungarn, Bulgarien
und die Türkei, haben in diesem Kampfe ihre unüberwindliche Kraft erwiesen. Sie
haben über ihre an Zahl und Kriegsmaterial Überlegenen Gegner gewaltige Erfolge
errungen. Unerschütterlich halten ihre Linien den immer wiederholten Angriffen
der Heere ihrer Feinde stand. Der füngste Ansturm im Balkan ist schnell und siegreich
niedergeworfen worden, die letzten Ereignisse beweisen, daß auch eine weitere Fort-
dauer des Krieges ihre Widerstandskraft nicht zu brechen vermag, daß vielmehr die
gesamte Lage zur Erwartung weiterer Erfolge berechtigt.
Zur Verteidigung ihres Daseins und ihrer nationalen Entwicklungsfreiheit wurden
die vier verbündeten Mächte gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Auch die
Ruhmestaten ihrer Heere haben daran nichts geändert. Stets haben sie an der Über-
zeugung festgehalten, daß ihre eigenen Rechte und begründeten Ansprüche in keinem
Widerspruch zu den Rechten der anderen Nationen stehen. Sie gehen nicht darauf
aus, ihre Gegner zu zerschmettern oder zu vernichten. Getragen von dem Bewußtsein
ihrer militärischen und wirtschaftlichen Kraft und bereit, den ihnen aufgezwungenen
Kampf nötigenfalls bis zum Außersten fortzusetzen, gleichfalls aber von dem Wunsche
beseelt, weiteres Blutvergießen zu verhüten, schlagen die vier verbündeten Mächte vor,
alsbald in Friedensverhandlungen einzutreten und dem Kampfe ein Ende zu machen.
Die Vorschläge, die sie zu diesen Verhandlungen mitbringen, und die darauf gerichtet
sind, Dasein, Ehre und Entwicklungsfreiheit ihrer Völker zu fördern, bilden nach ihrer
Überzeugung eine geeignete Grundlage für die Herstellung eines dauerhaften Friedens.
Wenn trotz dieses Anerbietens zum Frieden und zur Versöhnung der Kampf
fortdauern sollte, so sind die vier verbündeten Mächte entschlossen, ihn bis zum sieg-
reichen Ende zu führen. Sie lehnen aber feierlich jede Verantwortung dafür vor der
Menschheit und der Geschichte ab.
8.
Nr. 16 287P. 20. 12. 1916.
An Exzellenz Simmermann.
Nachdem Lloyd George unser Friedensangebot durch seine Erklärung
im Unterhause abgelehnt hat, bin ich auf Grund der Eindrücke, die ich an
der Westfront gewonnen habe, der Überzeugung, daß nunmehr der U-Boot-
krieg mit aller Schärfe einsetzen muß. gez. Ludendorff.
9.
Nr. 1612. Berlin, den 21. 12. 1916.
Antwort auf Telegramm Nr. 16 287.
Für General Ludendorff.
Staatssekrekär un Frhru. v. Lersner.
Zunächst müssen wir die formelle Antwort unserer Gegner auf unser
Friedensangebot abwarten. Dann wird gemäß Verabredung die Frage der
bewaffneten Handelsschiffe, wofür Note vorbereitet, betrieben werden.
Gegen rücksichtslosen U.Bootkrieg bestehen zur Zeit ernste Bedenken, nicht
nur wegen Amerikas, sondern auch wegen europäischer Neutralen. Dies
ist auch die Ansicht Seiner Majestät des Kaisers.
gez. Zimmermann.