Außerung des Botschafters Graf Bernstorff über die Stellung der Ver. Staaten 329
nicht mindestens solange mit Vorgehen gegen bewaffnete Schiffe warten,
bis eine Einigung mit hiesiger Regierung herbeigeführt ist. Vielleicht
wird es sich erreichen lassen, daß Amerikaner davor gewarnt werden, auf
Schiffen Dienst zu nehmen, welche zu Angriffszwecken bewaffnet sind;
hierzu muß aber jedenfalls der hiesigen Regierung Zeit gelassen werden.
Da alles von Wilson entschieden wird, ist Besprechung mit Lansing als
rein akademisch zu betrachten. (Fortsetzung folgt.) gez. Bernstorff.=
gez. Zimmermann.
Telegramm Nr. 93. Berlin, den 15. 1. 1917.
Fortsetzung von Telegramm Nr. 86 vom 14. Januar.
Der Stlaas⅜ssekrelär an Frhrn. v. ersner.
Der Kaiserl. Botschafter in Washington telegraphiert weiter:
„Lansing antwortet niemals, bis er Instruktionen von Wilson hat.
Im vorliegenden Falle muß letzterer erst Denkschrift lesen.
Wieviel Wert Ew. Exzellenz auf Wilsons Friedensaktion legen, kann
ich von hier aus nicht ermessen. Davon abgesehen, muß ich pflichtgemäß
bestimmt erklären, daß ich Bruch mit Vereinigten Staaten für unvermeid-
lich halte, wenn ohne weiteres im Sinne der Denkschrift vorgegangen wird.
gez. Bernstorff.“"
gez. Zimmermann.
20.
Enkwurf') einer Denukschrift der deutschen Regierung über die Behandlung
bewaffneler feindlicher Kauffahrteischiffe.
Die deutsche Regierung hatte in ihrer Denkschrift vom 8. Februar 1916
über die Behandlung bewaffneter Kauffahrteischiffe eine Reihe von Be-
weisen dafür beigebracht, daß die von den feindlichen Mächten bewaffneten
Kauffahrteischiffe nicht mehr als friedliche Handelsschiffe betrachtet werden
können, sondern als kriegführende anzusehen sind. Seit diesem Zeitpunkt
hat sich das für ihre Auffassung sprechende Beweismaterial noch wesentlich
vermehrt.
Wie aus zahlreichen Zeitungsnachrichten und aus Verhandlungen der
Parlamente in den feindlichen Ländern hervorgeht, hat die Zahl der mit
Geschützen versehenen Kauffahrteischiffe im Laufe des Jahres 1916 erheb-
lich zugenommen. Als Ziel der Entwicklung ist von verantwortlichen
*) Mir liegen verschiedene Denkschriften vor. Ich habe Grund zur Annahme, daß
die nachfolgende in Washington überreicht ist.